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Der Mil Mi-24 ist ein in der Sowjetunion entwickelter Kampfhubschrauber des Hubschrauberherstellers Mil und einer der robustesten und waffenstärksten Kampfhubschrauber der Welt. Er bildete das Rückgrad des Warschauer Vertrages und wurde weltweit exportiert. Der Rumpf fasst in der Kabine 8 Soldaten mit kompletter Ausrüstung. Auf beiden Seiten befinden sich nach oben und unten aufklappende Kabinentüren, die ein schnelles Ein- und Aussteigen bzw. Be- und Entladen ermöglichen. An der unteren Einstiegstür ist eine durchgehende Trittstufe montiert. Unter dem Kabinenboden befinden sich beschussfeste Tanks.
Das Cockpit ist in zwei Kanzeln in Tandemanordnung unterteilt, wie es inzwischen bei den meisten Kampfhubschraubern üblich ist. In der vorderen Kanzel sitzt der Bordschütze bzw. Waffensystemoffizier. Er besteigt die Kanzel über in den Rumpf eingelassene Trittstufen unterhalb der nach Steuerbord schwenkenden Klapphaube. Dahinter befindet sich erhöht die Kanzel des Piloten. Er erreicht diese über eingelassene Stufen und eine nach hinten aufschwingbare Tür auf der Steuerbordseite. Im Notfall kann auch der Bordschütze die Steuerung des Hubschraubers übernehmen. Die Frontscheiben beider Kanzeln sind plan und bis zum Kaliber 12,7 mm schussfest. Zum weiteren Schutz der Besatzung sind seitlich Panzerplatten eingebracht. Außerdem sitzen beide Besatzungsmitglieder auf mit Aufprallschutz versehenen Panzersitzen.
Am Bug befindet sich ein um 180° schwenkbares vierrohriges 12,7 mm JakB-Maschinengewehr. Ab der Version Mi-24P wurde dieses MG durch eine zweirohrige 30-mm-Maschinenkanone GSch-30/II ersetzt. Der Mil Mi-24 hat ab der Version Mi-24D am Bug eine markante Sensorsonde für Messungen von Fluggeschwindigkeit, Gier- und Anstellwinkel. Ergänzt werden die Fluglageinstrumente durch elektrisch beheizte Pitotrohre. Am Heckausleger befinden sich eine Antenne für das Instrumentenlandesystem, ein Kreiselkompass und ein Funkhöhenmesser. Außerdem sind Systeme zur Warnung vor gefährlichen Flugzuständen vorhanden. Für die Waffenanlage sind an der Unterseite des Bugs steuerbord ein optisches Sensorenpaket mit einem Restlichtverstärker und einem Infrarot-Zeilenabtaster angebracht. An der Unterseite backbord ist eine Radarlenkanlage für die Panzerabwehrraketen angebracht.
Der Mi-24 ist mit zwei Wellenturbinen ausgerüstet und besitzt einen Heckrotor mit 3-Blatt und einem Fünfblatt-Hauptrotor. Die Triebwerkseinlässe werden von großen Kuppel-Abscheidern für Fremdkörper verdeckt. Leicht oberhalb zwischen den Triebwerken befindet sich der Ölkühler mit einem Einlass in Flugrichtung. Die Abgasrohre treten auf Höhe der Hinterkante der Kabinentür auf beiden Seiten aus. An diese können Geräte montiert werden, welche die heißen Abgase mit kalter Umgebungsluft mischen, um die Wärmesignatur zu reduzieren. Der 5-blättrige Hauptrotor besteht aus Titan, wobei die Rotorblätter hydraulisch über konventionelle Schlag- und Schwenkgelenke verstellt werden. Die Nasenkanten der Rotorblätter sind elektrisch beheizbar. Das Profil hinter dem Holm ist eine Glasfaser-Sandwich-Konstruktion. Alle Bauteile des Hauptrotors sollen 12,7-mm-Geschossen widerstehen können. Der 3-blättrige Heckrotor befindet sich auf der Backbordseite. Am Heck befindet sich ein Notsporn zur Vermeidung von Bodenberührungen des Heckauslegers und ein Antikollisionslicht. Trotz seines Gewichts ist er ein relativ schneller Hubschrauber, nicht zuletzt, weil er im Gegensatz zu anderen Kampfhubschraubern über ein aerodynamisch günstiges Einziehfahrwerk verfügt, das jedoch nicht vollständig in den Rumpf eingefahren wird, so dass die Reifen teilweise sichtbar bleiben, was bei eventuellen Notlandungen im Tiefflug vorteilhaft ist.
Die Tragflächenstummel des Mi-24 tragen im schnellen Vorwärtsflug zu etwa 25% zum Auftrieb bei. An diesen sind auf jeder Seite 3 Aufhängungen für unterschiedliche Waffen befestigt.
Die hier ausgestellte Mi-24D flog bis zum Juni 1982 als 521 (Werk-Nr. 110 171) im KHG-3 Ferdinand von Schill“, Cottbus. Nach einem Flugunfall ausgesondert, gehörte sie als 5211 zur militärtechnischen Schule in Bad Düben.
Technische Daten: (NATO-Code: HIND-D)
Klimow TW3-117 III: Triebwerk der Mil Mi-24
Der Turbomotor vom Typ TW3-117 stammt aus dem Konstruktionsbüro „Klimow“ Leningrad (jetzt Sankt Petersburg) und wurde unter Leitung des Chefkonstrukteur S. P. Isotow entwickelt. Er ist der direkte Nachfolger des Turbomotor TW2 -117. Neben der Verringerung der Abmaße, verbesserte sich beim TW3 -117 vor allen das Masse/Leistungsverhältnis von 0,29 auf 0,17 kg/kW. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, diese Triebwerke mit einer Staubschutzanlage ausrüsten zu können.
Technische Daten:
Baumuster: Gasturbinentriebwerk mit Losturbine zum Antrieb mittlerer Hubschrauber
Konstrukteur: S. P. Isotow, OKB „Klimow“ Leningrad
Verdichter: Einlauf mit Staubschutzanlage PZU
12 stufiger Axialverdichter, Vorleitapparat und 4 Stufen verstellbar
Brennkammer: Ringbrennkammer mit 12 Einspritzdüsen
Turbine: 2 stufige Axialturbine, Scheiben gekühlt
Losturbine: 2 stufige Axialturbine
Anlasser: Luftstarter über APU AI-9W
Regelsystem: hydro-mechanisches Regelsystem
Länge: 2055 mm
Breite: 650 mm
Höhe: 728 mm
Gewicht: 285 kg
Startleistung: 1636 kW (2225 PS)
Leistungsbedarf bei eingeschalteter Staubschutzanlage, Enteisungssystem, Klimaanlage: -268 kW (365 PS)
Drehzahl Verdichter: 19.500 U/min
Spez. KS-Verbrauch: 313 g/kW/h
Turbineneingangstemperatur: 1250°K
Zum Antriebssystem gehört neben zwei Triebwerken das Hauptgetriebe WR-24. Ab dem Jahr 1975 wird dieser Antrieb bei allen mittleren Hubschraubern, die in der Sowjetunion gebaut wurden, bzw. noch heute in der GUS hergestellt werden, genutzt. Das trifft im wesentlichen auf folgende Typen zu:
Transporthubschrauber Mil Mi-8 ab Version MT (Mi-17); Mil Mi-9; Ka-32
Marinehubschrauber Mil Mi-14; Ka-27; Ka-29T13
Kampfhubschrauber Mil Mi-24 ab Version D; Mil Mi-28
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