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McDonnell Douglas RF-4E Phantom II

Aufklärer-Version des Kampfflugzeugs der Deutschen Luftwaffe

Als optischer Aufklärer hatte die RF-4E in der Luftwaffe zwei Vorgänger, die Republic RF-84F „Thunderflash“ und der RF-104 G Starfighter. Während die zur Erstausstattung der Luftwaffe zählende RF-84F über eine umfangreiche Kameraausrüstung für verschiedene Aufnahmerichtungen verfügte, bedeutete die RF-104 G mit ihren zentral an der Rumpf-Unterseite angeordneten Vinten Kameras fototechnisch einen Rückschritt, da das Ziel stets überflogen werden musste, um Bilder zu gewinnen. Prinzipiell kehrte man mit der RF-4F zur Kameraausstattung der RF-84F zurück, einschließlich einer nach vorne unten geneigten Kamera („Forward Oblique“) die ihr eine kantige Nase verlieh, anders als bei den in anderen NATO-Luftstreitkräften verwendeten RF-4C, die nur nach den Seiten und nach unten blickende Kameras besaßen.

 

Während die RF-4E der Luftwaffe als optischer Aufklärer nur zur Ausbildung und Übung eingesetzt wurde, änderte sich dies mit der Einführung des „SLAR“ (Side looking Airborne Radar) der Firma Goodyear Ende der 70er Jahre. Die so ausgerüsteten RF-4E flogen „Frühwarn-Beobachtungseinsätze“ entlang der Grenze zur DDR, um militärische Bewegungen im jenseitigen Grenzraum frühzeitig entdecken zu können. Um die Beobachtungsergebnisse schnell auswerten zu können wurden diese während des Fluges in Echtzeit an Bodenstellen übermittelt, die an den End- bzw. Wendepunkten des Flugweges in Bremgarten und Leck stationiert waren.

 

Von 1978 bis 1982 wurden alle vorher unbewaffneten RF-4E der Luftwaffe mit Einrichtungen zum Einsatz von Abwurfwaffen ausgerüstet, so dass sie in einer Zweitfunktion zur Erfüllung von „Close Air Support“ Aufgabe einsetzbar waren.

 

Aufklärungsgeräte der RF-4E:

 

    5 Aufklärungskameras Fa. CAI, Typ KS-87B mit verschiedenen Brennweiten
    1 Panoramakamera Fa. Fairchild KA-56E
    1 Infrarot Line Scanner AAD 5, Fa. Honneywell
    1 Seitensichtradar SLAR, Fa. Goodyear Aerospace

Herkunft des Ausstellungsstücks:

 

Die im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr ausgestellte RF-4E, Bw-Kennung 35+62, ist ein ausgesondertes Luftfahrzeug des Aufklärungsgeschwaders AG 51 „Immelmann“.

 

Ungewöhnlich war der Transport nach Berlin-Gatow in das Luftwaffenmuseum. Dieses Mal wurden Wasserwege benutzt. Auf einem Lastkahn wurde das Flugzeug über den Mittellandkanal bis in den Spandauer Südhafen transportiert, um dann mit Tiefladern im Nachttransport den Flugplatz Gatow zu erreichen.

Allgemeine Beschreibung:

 

Nach dem Starfighter ist die Phantom das zweite “richtige” Kampfflugzeug der Bundeswehr, das von den USA gekauft wurde. Der Erstflug war im Mai 1958. Danach folgten der Tornado und jetzt der Eurofighter, beides Eigenentwicklungen der Europäer.

 

Markant sind die nach oben abgewinkelten Flügelspitzen und die nach unten zeigenden Höhenruder. Die Bestückung erfolgt je nach Einsatzaufgabe. Die Phantom gilt zwischenzeitlich als veraltet und wird in wenigen Jahren ausgesondert.

 

Die McDonnell Douglas F-4 Phantom II ist ein zweisitziges und überschallfähiges Jagdflugzeug mit hoher Reichweite, Allwetter- sowie Jagdbomber-Fähigkeiten. Sie wurde von der US Navy (USN), den US Marines (USMC) und der US Air Force (USAF) zwischen 1961 und 1995 geflogen und befindet sich in einigen Ländern noch immer im Dienst, so auch in der Bundesrepublik Deutschland bis voraussichtlich 2012.

 

Die Phantom F4 hatte am 27. Mai 1958 ihren Erstflug. Die Testflüge zeigten eine Reihe von notwendigen Verbesserungen auf, etwa die später charakteristische Stellung der Flügelenden und des Heckleitwerks oder die Anhebung des hinteren Cockpits. 1960 wurden die Tests zur Feststellung der Tauglichkeit für den Einsatz auf Flugzeugträgern durchgeführt und Ende des Jahres erhielt als erste Einheit eine Umschulungsstaffel die ersten Vorserienmaschinen.

 

Die Serienproduktion der Phantom II begann 1961 mit der F-4B für die US Navy und das US Marine Corps. Im November 1961 stellte eine von den US Marine Corps (USMC) geflogene Phantom mit 2585,425 km/h einen neuen absoluten Geschwindigkeitsrekord auf. Daraufhin wurde die Maschine schlagartig auf der ganzen Welt bekannt, was ihrer Karriere bei den US-amerikanischen sowie befreundeten Luftstreitkräften bezüglich der Verkaufszahlen zugute kam. 1962 stellte der spätere Astronaut John Young mit der Phantom zwei Steigflugweltrekorde auf, die erst über zehn Jahre später durch eine MiG gebrochen werden konnten.

.Phantom F-4BPhantom F-4E
Besatzung2 Mann2 Mann
Länge17,76 m19,18 m
Spannweite11,70 m11,78 m
Höhe4,96 m5,01 m
Flügelfläche49,24 m²
Leermasse14,6 t
Startmasse26 t26,3 t
Kraftstoffvorrat.9.440 kg max.
G-Belastung+9 / -3+9 / -3
Triebwerk2 x TL General Electric2 x TL General Electric
TypJ 79J 79b-17A
ArtStrahltriebwerkStrahltriebwerk
Leistung.je 5.600 kp ohne Nachbrenner
.je 7.500 kp mit Nachbrennerje 8.800 kp mit Nachbrenner
Höchstgeschwindigkeit2.500 km/h in großer Höhe2.417 km/h (Abfangjäger) bzw.
..2.335 km/h (Jagdbomber)
..1.464 km/h in Bodennähe
Startgeschwindigkeitca. 280300 km/h
Landegeschwindigkeitca. 250 km/h270 km/h
Steigzeit auf 9.000 m90 sec.
Dienstgipfelhöhe17.300 m18.182 m
maximale Reichweite2.560 km mit Zusatztanks2.200 km mit Zusatztanks
Startrollstrecke.900 m
Landerollstrecke900 m900 m
Bewaffnung.20mm-Gatling-Kanone mit 639 Schuss
..9 Außenstationen

Bordkanone Vulkan M61 A1: sechsläufige Gatling-Kanone der F-4 Phantom II

Die Waffe ist eine mehrrohrige Gatlingkanone von General Electric Comp., deren Erprobung 1953 begann. Das Rohrbündel dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn, wobei das Gehäuse feststeht. Praktisch bedeutet dies, dass die Wärmeentwicklung und Korrosion der Rohre durch Pulvergase auf ein Minimum reduziert und die Rohrlebensdauer verlängert wird. Die sechs Rohre ermöglichen eine hohe Kadenz und Feuerdichte. Dieses führt jedoch zu Problemen bei der Munitionszuführung. Bis 1956 wurde daher ein gurtloses System entwickelt, aber jedes Flugzeugmuster benötigte eine speziell angefertigte Lafettierung.

 

Zur Zeit gibt es ca. 30 Varianten. Am weitesten verbreitet ist das Muster M 61 A1. Als erstes Flugzeug erhielt der Starfighter die Kanone (Munitionsvorrat 260 Schuss). ln größeren Flugzeugen erhöhte sich dieser auf ca. 600 bis 2.000 Patronen. Die Kanone kann in speziellen Behältern auch als Außenlast mitgeführt werden.

Kaliber20 mm
Rohrlänge1.524 mm
Anzahl der Felder9
Anzahl der Züge9
Munition20×102 mm
Kadenz4000/6000
.Schuss/min.
Geschwindigkeit1.055 m/sec.

General Electric J-79: Triebwerk der F-4 Phantom II

Die Entstehungsgeschichte des Triebwerks General Electric J-79:

 

Die Entwicklung des J-79 bei General Electric durch den deutschstämmigen Gerhard Neumann begann bereits im Jahre 1952. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einem der erfolgreichsten militärischen Strahltriebwerke. Das J-79 war die erste Einwellen-Hochdruck Axialturbine der USA mit vorstellbaren Leitschaufeln. Darüber hinaus verfügte es über einen 17-stufigen Verdichter, eine dreistufige Antriebsturbine sowie 10 Rohrbrennkammern. Hervorzuheben war die rasche Schubreaktion auf die Eingabe des Piloten. Durch die variable Austrittsdüse wurde innerhalb der zulässigen Temperaturbegrenzungen eine maximale Schubzuwachsrate erreicht. Im Falle eines Durchstartens erreichte das Triebwerk bereits ca. 4 Sekunden wieder die volle Leistung.

 

Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren wurden insgesamt mehr als 17.000 J-79Triebwerke hergestellt. Neben der F-104, in ihr wurde übrigens der Erstflug der J-79 durchgeführt, fand es weite Verbreitung in anderen militärischen Mustern, z.B. F-4 „Phantom II“, A-5 „Vigilante“ und B-58 „Hustler“.

 

In Form des „CJ805“ existierte sogar eine zivile Version ohne Nachbrenner, die aber nur in der etwas glücklosen Convair 880/990 eingesetzt wurde.

 

Mit dem Lizenzbau und der Lieferung des GE J79-11A-Triebwerks für die europäische F-104-Produktion waren 4 Firmen beauftragt:

 

  • BMW-Triebwerksbau GmbH im München

  • Allach (heute MTU Aero Engines)

  • Fabrique Nationale (FN) in Herstal, Belgien

  • Fiat Aviazione in Turin, Italien

 

Jede dieser Firmen hatte einen Fertigungsanteile von etwa ein viertel des Gesamttriebwerkes, wobei jeder Partner seinen Bauanteil für alle Triebwerke lieferte. Die Endmontage erfolgte dann in allen 4 Unternehmen, die auch über eigene Prüfstände verfügten.

 

Die ersten 144 Triebwerke wurden noch aus amerikanischen Bausätzen gefertigt. Das erste Triebwerk mit eigenen Bauanteil lieferte BMW am 30. Januar 1962 aus. Insgesamt wurden 1.228 Triebwerke gefertigt.

 

Die aus dem BMW-Triebwerksbau und der MAN-Turbomotoren hervorgegangenen MTU lieferte noch zusätzlich 50 verbesserte J79-MTU-1K sowie ca. 1000 Umrüstsätze für das J79-11A.

.J79-11A (General Electric)J79-J1K (MTU-Lizenzbau)J79-17 A (MTU-Lizenzbau)
eingebaut in (F-104G Starfighter)(F-I04G Starfighter)(F-4F Phantom II, Doppelsitzer)
Gewicht1615 kg1685 kg1724 kg
Länge5.282 mm5.301 mm5.301 mm
Größter Durchmesser981 mm992 mm992 mm
Max, Standschub...
     mit Nachbrenner7.167 kp7.235 kp8.119 kp
     ohne Nachbrenner4.536 kp4.745 kp5.384 kp
Spez. Kraftstoffverbrauch...
     mit Nachbrenner1,97 kg/kp/h2,0 kg/kp/h1,97 kg/kp/h
     ohne Nachbrenner0,84 kg/kp/h0,85 kg/kp/h0,84 kg/kp/h
Turbinen- Eintrittstemperatur924 °C954 °C988 °C
Rotor-Drehzahl7.460 U/min7.460 U/min7.460 U/min
Luftdurchsatz73,5 kg/sek.74,4 kg/sek.77,0 kg/sek.
Druckverhältnis12,2 : 112,4 : 113,5 : 1

Schleudersitz Martin Baker MK GH 7(A): Rettungssystem der Phantom F-4F

 

Mit diesem Schleudersitz sind die F-4F Phantom II ausgestattet. Er ermöglicht der Flugbesatzung den sicheren Ausschus auch auf „Höhe 0“, also aus einem am Boden stehenden Flugzeug heraus. Die Schleudersitze dienen den Besatzungsmitgliedern während des Fluges als Sitz. Über Gurtzeug und Schleudersitz sind die Besatzungsmitglieder in allen Fluglagen fest mit dem Lfz verbunden. Bei einem Notfall in der Luft dienen sie zur automatischen Rettung der Besatzungsmitglieder. Jeder Schleudersitz ist mit einem Rettungsfallschirm mit kombiniertem Gurtzeug, Notausstattungsbehälter und einer Notsauerstoffanlage ausgestattet.

 

Technische Daten:

 

  • Geschwindigkeit: 0-600 KIAS

  • Ausschußhöhe: 0 – 15.250 m

  • Beschleunigungsbelastung: 12 – 14 g

  • Gewicht, komplett: 120 kg

  • Antrieb: pyrotechnische Munitionselemente und eine Raketenpackung (Explosivstoffmenge komplett 3,4 kg) Schubwirkung max. 0,30 Sekunden

  • Aktivierung: vollautomatisches System durch ziehen des oberen oder unteren Abzugsgriffes

  • Einzelkomponenten:

    • Schleudersitzkanone

    • Schleudersitstruktur mit Anbauteilen

    • Sitzwanne mit Anbauteilen

    • Steuerschirm

    • Rettungsfallschirm mit kombiniertem Gurtzeug

    • Notausstattungsbehälter

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