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Fritz X / PC 1400 X (Fallbombe)

steuerbare panzerbrechende Bombe mit Funkempfänger und Steuerflächen im Heck

Die „Fritz X“ (oder PC 1400 X genannt) war eine 1.565 kg schwere panzerbrechende Bombe, die mit einem Funkempfänger und Steuerflächen im Heck ausgestattet war. Es war für den Einsatz gegen schwer gepanzerte Schiffe oder Bodenziele vorgesehen. Wenn es aus 6.100 Meter, einer Höhe über der effektivsten Flugabwehr, abgeworfen wird, kann es etwa 70 cm Panzerung durchdringen. Mit Hilfe von Fackeln im Heck der Bombe konnte der Bombenschütze ihren Fall nach dem Auslösen verfolgen und Funksignale senden, die die Steuerflächen bewegten und geringfügige Änderungen im Kurs der Bombe bewirkten.

 

Spätere einsatzbereite „Fritz X“-Bomben wurden drahtgelenkt statt funkgesteuert, um Störungen zu vermeiden. Der erste Einsatz war am 29.08.1943 – über dem Mittelmeer – und der berühmteste Einsatz von „Fritz X“ vor Sardinien am 9. September 1943, um seine Übergabe an die Alliierten zu verhindern. Zwischen April 1943 und Dezember 1944 wurden etwa 1.386 dieser Waffen hergestellt, wobei 602 für Tests und Schulungen aufgewendet wurden. Sein Kampfeinsatz war durch die geringe Anzahl verfügbarer Luftwaffenflugzeuge und durch seine relativ schlechte Genauigkeit begrenzt.

Länge:3.262 mm
Breite der Flügel:1.350 mm
Höhe vom Heckteil:1.220 mm
Gesamtgewicht:1.570 kg
Sprengstoff:300 kg
Trägerflugzeuge:He 111 H-6 und H-12
.Do 217 K2 und M
.He 177 A-3
..
Endgeschwindigkeit:bei 4000 m Fallhöhe = 250 m/s
.bei 8000 m Fallhöhe = 290 m/s
.max. Querbeschleunigung = 2,5 g
DurchschlagleistungAbwurfhöhe v. 5000 m = 30 mm Panzerstahl
Zünder:elektrischer Aufschlagzünder
Steuerung:UKW Funk-Fernlenksteuerung
     optionalFernlenkung über Draht
Zielverfahren:nach Sicht im Zieldeckungsverfahren
.mit Unterstützung durch Leuchtsatz im Heck

Technische Beschreibung:

 

Fritz X war der Name dieser lenkbaren deutschen Sprengbombe im Zweiten Weltkrieg. Die Spitze wurde aerodynamisch günstig gestaltet, das Heckteil bestand aus vier Stummelflügeln und einem kastenförmigen Leitwerk. Im Heckteil war ein Kreiselgerät zur Lagestabilisierung um die Längsachse und ein Funk-Fernlenkempfänger FuG 230 „Straßburg“ für die Höhen- und Seitensteuerung durch elektromagnetische Störkanten eingebaut. Durch deren Austreten aus dem Profil wurde die Umströmung am Bombenkörper gestört und die Flugbahn der Bombe in die gewünschte Richtung beeinflusst. Die Störkanten wurden über eine UKW-Fernlenkung im 6 bis 7 m UKW-Band bei 48 MHz vom Trägerflugzeug gesteuert. Durch eine Vielzahl von Hochfrequenzkanälen war es möglich, bis zu 18 Flugkörper gleichzeitig abzuwerfen und ohne gegenseitige Störung fernzulenken. Die Treffgenauigkeit lag bei ca. 5 x 5 m aus einer Höhe bzw. Entfernung von 6.000 bis 7.000 m.

 

Gesteuert wurde der Flugkörper vom Trägerflugzeug aus über eine Funkfernsteuerung im UKW-Frequenzbereich. Dabei musste der Bombenschütze die Waffe über einen sogenannten „Kommandogeber mit einem beweglich gelagerten Lenkstab“ (Joystick) stets mit dem Ziel in Deckung halten. Dies hatte den Nachteil, dass – im Gegensatz zu Gleitbomben wie der Henschel Hs 293 – das Ziel überflogen werden musste. Die Abwurfshöhe betrug 4.000 bis 7.000 Meter.

 

Die Fritz X kam im August 1943 zur Truppe. Bereits am 9. September 1943 konnte die Luftwaffe ihren größten Erfolg mit dieser Waffe verbuchen: Nach dem Waffenstillstand der Alliierten mit Italien lief die italienische Flotte aus La Spezia aus und nahm Kurs auf Malta, um sich den Alliierten zu ergeben. Zwölf Kampfflugzeuge Dornier Do 217 starteten mit je einer Fritz X an Bord, um den Verband anzugreifen. Das italienische Schlachtschiff der Littorio-Klasse RN Roma (1942), das Flaggschiff der italienischen Flotte, erhielt zwei Treffer und sank nach einer Explosion der Munitionskammer. Dabei starben 1455 Mann. Das Schwesterschiff RN Italia wurde beschädigt.

 

Weitere Schiffe, die im Laufe des Krieges von Fritz X beschädigt oder versenkt wurden, waren:

 

    das britische Schlachtschiff HMS Warspite
    der amerikanische Kreuzer USS Philadelphia
    der amerikanische Kreuzer USS Savannah
    der britische Kreuzer HMS Uganda
    der britische Kreuzer HMS Spartan (versenkt)
    der britische Zerstörer HMS Janus (versenkt)
    das Lazarettschiff Newfoundland (versenkt)

 

Insgesamt wurden circa 2.500 Fallbomben gebaut.

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