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1956 erhielt der Flugzeugbauer Vickers von der Fluggesellschaft BOAC den Auftrag, ein düsengetriebenes Langstreckenflugzeug zu entwickeln. Dieses sollte insbesondere den Anforderungen auf den Strecken von London nach Südafrika und Australien gerecht werden. Das Design unterschied sich deutlich von bisherigen britischen Düsenflugzeugen wie der De Havilland DH 106 Comet. Vorherige Erfahrungen hatten gezeigt, dass die damaligen Flügelkonstruktionen, häufig mit in den Flügeln integrierten Triebwerken, sehr störanfällig waren. Man entschied sich daher, die vier Triebwerke am Heck anzubringen.
Die ursprüngliche Version der Vickers , deren Prototyp erstmals 1962 flog, war für 135 Passagiere ausgelegt. Die zunehmende Konkurrenz durch die Boeing 707 und die DC-8 wurde für Vickers jedoch zum Problem. Die Konstrukteure präsentierten daraufhin eine neue, verlängerte Version, die bis zu 212 Passagiere befördern konnte. Die wurde nun als Super VC10 bezeichnet. In der Sowjetunion wurde die vom Entwurf sehr ähnliche Iljuschin Il-62 gebaut.
Am 1. April 1965 nahm BOAC den Liniendienst mit der VC10 auf der Strecke London – New York auf. Zu diesem Zeitpunkt war die Fluggesellschaft jedoch bereits verstärkt an der Boeing 707 interessiert, da diese leistungsfähiger war. Der staatliche Druck, ein in Großbritannien produziertes Flugzeug zu kaufen, führte letztendlich dazu, dass die staatliche BOAC weitere VC10 kaufte. Weitere Käufer waren vor allem Fluggesellschaften in Afrika und Asien, da das Flugzeug gerade bei höheren Temperaturen deutlich zuverlässiger war als die der Konkurrenten. Letztendlich war der VC10 und der Super VC10 jedoch kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Insgesamt wurden nur 64 Maschinen gebaut. BOAC musterte bereits 1981 ihre letzte VC10 aus. Bis zum Ende der 80er Jahre wurden auch die restlichen zivilen Maschinen in Afrika und Asien ausgemustert.
Militärische Nutzung:
Während die VC10 auf dem zivilen Luftfahrtmarkt scheiterte, hatte sie im militärischen Bereich durchschlagenden Erfolg. Bereits 1961 bestellte die britische Royal Air Force fünf VC10 als Transportflugzeuge. Sie waren zu dem Zeitpunkt die leistungsfähigsten und größten Flugzeuge der RAF. Insgesamt wuchs diese Flotte bis 1996 auf 22 Maschinen.
1978 beauftragte die Royal Air Force den Rüstungskonzern British Aerospace mit der Umrüstung der VC10 bzw. Super VC10 zu Tankflugzeugen. Während des Falklandkrieges 1982 führte eine umgerüstete VC10 erstmals eine Luftbetankung durch. Seitdem sind die 22 Flugzeuge, seit 1986 ergänzt durch 9 Lockheed L-1011 TriStar, weltweit im Einsatz, sowohl als Tank-, als auch als Transportflugzeug.
Im April 1987 stellte eine VC10 der RAF mit 16 Stunden einen neuen Weltrekord auf der Strecke London – Sydney auf. Der Jet ist, insbesondere als Tankflugzeug, bei Piloten weltweit beliebt. So bevorzugten amerikanische Kampfpiloten während des Krieges in Afghanistan die britischen VC10 Tankflugzeuge anstatt der amerikanischen Boeing KC-135 Stratotanke . Der wesentliche Grund hierfür ist, dass die VC10, im Gegensatz zu allen anderen Verkehrsflugzeugen, durch ihr Design kaum Luftverwirbelungen verursacht, was die Luftbetankung erheblich vereinfacht.
Wegen ihres hohen Alters und steigender Wartungs- und Reparaturkosten werden die VC10 dennoch bis zum Ende des Jahrzehnts ausgemustert. Sie werden durch den Airbus A-330, bzw. Airbus A-310 als Tanker ersetzt. Als Interimslösung wurden sechs VC10-Crews auf die wirtschaftlichere Tristar umgeschult. Der Wechsel der Besatzungen auf die Tristar fand im Juli 2005 statt, die Reduzierung der VC-10 Flotte von 19 auf 16 Flugzeuge folgte im Oktober.
. | Vickers VC10 | Vickers Super VC10 | |
Länge | 48,36 m | 52,32 m | |
Spannweite | 44,55 m | ||
Höhe | 12,04 m | ||
Spurweite | 6,53 m | ||
Radstand | 20,08 m | 20,08 m | |
Kabinenlänge | 28,18 m | 28,18 m | |
max. Kabinenbreite | 3,50 m | ||
max. Kabinenhöhe | 2,26 m | ||
Leermasse | 63 t | 70 t | |
max. Startmasse | 140 t | 153 t | |
max. Landemasse | 106,6 t |
. | |||
Reichweite | 9.765 km max. | 11.470 km | |
Höchstgeschwindigkeit | 915 km/h | 933 km/h | |
Reisegeschwindigkeit | 885 km/h | ||
Überziehgeschwindigkeit | 182 km/h | ||
Dienstgipfelhöhe | 11.580 m | ||
Startstrecke | 2530 m | ||
Landestrecke | 2135 m | ||
Passagiere | 135 | 176 | |
Triebwerke | 4 x Conway 42 Mk.301 | 4 x Conway 43 Mk.550B | |
Leistung | je 97,8 kN | je 100,1 kN | |
Anzahl | 32 Flugzeuge | 22 Flugzeuge |
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