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Eine Geheimdienstwarnung im Jahr 1948 veranlasste die US Air Force, eilig einen Allwetter-Abfangjäger zu entwickeln. Beginnend mit der Basiszelle seiner F-86A hat North American zwei beispiellose Konzepte in die F-86D (ursprünglich als F-95 bezeichnet) integriert. Erstens ersetzte ein hochentwickeltes elektronisches System das zweite Besatzungsmitglied, das bei anderen Abfangjägern der damaligen Zeit mitflog. Zweitens war die F-86D das erste serienmäßige einsitzige Jagdflugzeug, bei dem Luft-Luft-Raketen die klassische Geschützbewaffnung ersetzten.
Mit seinem neu geformten Lufteinlass, um Platz für das geschlossene Radar im Bug zu schaffen, präsentierte der F-86D Sabre – mit dem Spitznamen „Sabre Dog“ – ein unverwechselbares Profil. Das Abfangradar von Hughes Aircraft Co. und die zugehörige Feuerkontrolle berechneten die Position des Ziels, führten das Flugzeug auf einem Abfangkurs bis auf 457 Meter an das Ziel heran, senkten das einziehbare Tablett unterhalb des Rumpfes mit 24 Raketen aus und feuerten die Raketen automatisch ab. Die Wirkung dieser Waffen wäre für einen feindlichen Bomber verheerend gewesen, da jede 2,75-Zoll Faltflossen-Flugzeugrakete (Mighty-Mouse) die Kraft einer 75-mm-Artilleriegranate enthielt. Der erste Prototyp (YF-86D) flog am 22. Dezember 1949. North American lieferte 2.506 F-86D aus, bevor die Produktion im September 1953 endete. Obwohl die US Air Force ihre F-86D bis Juni 1961 ausgemustert hatte, flogen sie Japan und andere Nationen weiter.
Das ausgestellte Flugzeug kam im August 1957 ins Museum. Es ist als F-86D gekennzeichnet, die Mitte der 1950er Jahre dem 97. Fighter Interceptor Squadron auf der Wright-Patterson Air Force Base, Ohio, zugeteilt wurde.
. | F-86A Sabre | F-86D Sabre | F-86H Sabre | F-86K Sabre | Canadair CL-13A Sabre Mk.5 | CANADAIR CL-13B SABRE MK.6 |
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Besatzung | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
Länge | 11,43 m | 12,31 m | 11,82 m | 12,50 m | 11,40 m | 11,40 m |
Spannweite | 11,31 m | 11,31 m | 11,92 m | 11,90 m | 11,30 m | 11,30 m |
Höhe | 4,51 m | 4,57 m | 4,57 m | 4,60 m | 4,50 m | 4,50 m |
Leergewicht | 4.760 kg | 6.321 kg | 6.276 kg | 6.447 kg | 5.155 kg | 5.155 kg |
Maximales Startgewicht | 7.419 kg | 9.050 kg | 9.890 kg | 9.276 kg | 8.170 kg | 8.170 kg |
Max. Geschwindigkeit | 1.103 km/h | 1.138 km/h | 1.114 km/h | 1.112 km/h> | 1.030 km/h | 1.130 km/h |
Max. Reichweite | 1.932 km | 1.364 km | 1.690 km | 1.190 km | 1.960 km | 1.960 km |
Dienstgipfelhöhe | 14.900 m | 16.640 m | 15.120 m | 15.000 m | 14.400 m | 14.400 m |
Steigleistung | . | . | . | 3.655 m/min | 2.290 m/min | 2.290 m/min |
Antrieb | GE J47-GE-13 | GE J47-GE-17 | GE J73-GE-3D | GE J 47-GE-17B | AVRO Orenda 10 | AVRO Orenda 14 |
Schub | 23,1 kN | 25,8/33,9 kN | 40,4 kN | 33,4 kN | 21,1 kN | 26,1 kN |
Bordbewaffnung | 6 x 12,7-mm Maschinengewehre | 24 x ungelenkte 7-cm-Raketen | 4 x 20-mm Maschinenkanonen | 4 Kanonen GE M24 A1 (20mm) | 6 MG Colt Browning M3 (12,7 mm), 16 Luft-Boden-Raketen oder 1.800 kg | 6 MG Colt Browning M3 (12,7 mm), 16 Luft-Boden-Raketen oder 1.800 kg |
. | . | . | 1.234 kg Außenlasten | . | . | . |
Technische Kurzbeschreibung:
Rumpf: Ganzmetall-Sektionsbauweise – ovaler Querschnitt – Lufteintritt im Bug – aufgesetzte Kabine
Tragwerk: Mitteldecker in Ganzmetallbauweise mit gepfeilten Flügeln – Vorflügel – zwei Holme – Zusatzbehälter unter den Flügeln
Leitwerk: gepfeilte Normalbauweise
Fahrwerk: einziehbar; steuerbares Bugrad
Als FFAR (Folding Fin Aerial Rocket = Luftrakete mit Faltflosse) bezeichnet man z.T. ausklappbare Behälter für Luft-Luft-Raketen mit Stabilisatoren aus den 1950er Jahren, die eine Vielzahle von ungelenkten Raketen enthielten. Die Technik wurden auch nach einer bekannten Cartoon- und Zeichentrickfigur als „Mighty Mouse“ genannt, welche der deutschen R4M mit Faltflossen zur Stabilisierung nachempfunden ist. Die R4/M – genannt „Orkan“ – mit 4 Kilogramm Minenkopf, war während des Zweiten Weltkriegs die erste deutsche in industriellem Ausmaß gefertigte Luft-Luft-Rakete, die auch tatsächlich als einsatzfähig betrachtet werden konnte.
General Electric J47: Strahltriebwerk der North American F-86B Sabre u.a.
Das General Electric J47 war ein Strahltriebwerk, das auf der Basis des General Electric J35 vom US-amerikanischen Hersteller General Electric entwickelt wurde. Der J47 wurde von der General Electric Co. aus dem früheren J35-Triebwerk entwickelt und im Mai 1948 erstmals als Ersatz für die nordamerikanische XF-86 Sabre verwendet. Im September 1948 trieb ein J47 eine North American F-86A Sabre zu einem neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 1079,84 km/h an. Mehr als 30.000 Triebwerke des Basistyps J47 wurden gebaut, bevor die Produktion 1956 endete. Das Triebwerk wurde in mindestens 17 verschiedenen Serien hergestellt und zum Antrieb von USAF-Flugzeugen wie F-86, XF-91, B-36, B -45, B-47 und XB-51 genutzt.
Ein J47-GE-7-Motor war der erste Antrieb mit Axialströmung in den Vereinigten Staaten, der für den kommerziellen Einsatz zugelassen wurde. Das Triebwerk J47 wurde 1978 ausgemustert, als die letzte Boeing KC-97J aus dem Dienst der Air National Guard genommen wurde. Das ausgestellte Triebwerk ist ein J47-GE-25, der Typ, der in einer Vielzahl von Flugzeugen verwendet, u.a. dem Bomber Boeing B-47 Stratojet. Ein Teil des Gehäuses wurde weggeschnitten, um die internen Komponenten des Motors freizulegen.
Geschichtliche Entwicklung:
Ausgehend von der Idee eines Strahljäger für die US-Marine bot North American den Luftstreitkräften 1944 einen abgewandelten Entwurf an. Ursprünglich mit geraden Tragflächen gedacht, änderte man nach dem 2. Weltkrieg auf Grundlage deutscher Erkenntnisse den Entwurf in ein Jagdflugzeug mit Pfeilflügeln. So wurde unter anderem das Tragflächenprofil der Messerschmitt Me 262 verwendet.
Am 1. Oktober 1947 flog der erste von zwei Prototypen mit der Bezeichnung XF-86. Im Sturzflug überschritt das Muster am 25. April 1948 die Schallmauer. 1949 begann die Serienproduktion. Danach blieb die Sabre über zwanzig Jahre bei zahlreichen Luftstreitkräften auf allen fünf Kontinenten im Dienst. Mit diesem Jagdflugzeug gelang North American das große Geschäft, denn die F-86 wurde in großen Stückzahlen in den USA sowie bei ausländischen Lizenznehmern gebaut. Die Indienstellung bei der USAF begann 1949.
Im Koreakrieg von 1950-1953 wurde deutlich, dass sich die Maschine technisch auf dem gleichen Stand befand, wie die russische MiG-15. Während des Korea-Kriegs erwies sich allerdings die MG-Bewaffnung der F-84 den Kanonen der MiG-15 unterlegen. Die schwere F-86 war der sowjetischen Maschine außerdem hinsichtlich Gipfelhöhe und Kurvenflugfähigkeit nicht gewachsen. Für den Ausgang der Luftkämpfe in Korea war die bessere Ausbildung der F-86 Piloten von Bedeutung. Am 17. Dezember 1950 schoss der US-Pilot Lt. Col. Bruce Hinton mit seiner F-86 erstmals eine nordkoreanische MiG-15 ab. Später erhielt der Jäger ein stärkeres Triebwerk und bessere Waffen. Bis Ende der Feindseligkeiten wurden 792 MiG-15 abgeschossen, mit einem Abschußverhältnis von 8:1 zu Gunsten der USA.
In der Folge des Koreakrieges wurde die F-86 zum Standardjäger der westlichen Welt. Obwohl der Typ ursprünglich als Tagjäger konzipiert wurde, entwickelte North American auch einen mit Radar ausgerüsteten Allwetterjäger, der in der US-amerikanischen Version mit Luft-Luft-Raketen für das Abfangen sowjetischer Atombomber bewaffnet war.
Kanada begann 1950 mit dem Lizenzbau. 1953 flog das erste Muster mit einem Orendatriebwerk. Für die Verwendung bei den Nato-Luftstreitkräften wurde in den USA die F-86 D modifiziert. Die neue F-86 K erhielt anstelle der Raketenbewaffnung 4 Bordkanonen und einen einfacheren Waffenrechner. Zwei Jahre später lief die Produktion an. Die deutsche Luftwaffe nutzte die F-86 als Tagjäger, Jagdbomber und Allwetterjäger.
Die Bundeswehr bestellte 225 kanadische Sabre Mk.6 und erhielt 75 Sabre Mk.5 als Geschenk zur Waffenschulung. Die 88 bestellten F98 K Maschinen der Luftwaffe wurden 1955/56 in Bauteilen nach Turin geliefert und dort in Lizenz gebaut. In Deutschland erhielten sie die endgültige Ausrüstung und wurden eingelagert. 45 der F-86 erhielten eine größere Tragfläche und damit bessere Langsamflugeigenschaften. Diese Maschinen wurden 1959 reaktiviert. Anschließend begann die Ausbildung an der Waffenschule 10 in Oldenburg. Nach einem Zwischenspiel in Leipheim wurde am 5. Mai 1961 aus der 3. Staffel der Waffenschule das ”JG-74 Mölders” in Neuburg/Donau. Das erste Jagdgeschwader unterstellte die Bundesrepublik 1962 der NATO.
Mitte der 1960er Jahre entsprach das Waffensystem nicht mehr den Anforderungen. Ab 1964 trat die Lockheed F-104 Starfighter schrittweise an die Stelle der F-86. In 1966 erfolgte der letzte Flug dieses Typs. Die im Luftwaffenmuseum Gatow ausgestellte D-9539 (C/n 1603) flog bis zur Aussonderung als BB-377 an der Waffenschule. 47 Maschinen verkaufte Deutschland 1967 an Venezuela.
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