Luftfahrtlexikon.com
Als Mitte der 1970er Jahre die Mil Mi-24 (NATO-Codename: Hind, deutsch Hirschkuh) erschien, versetzte das den Westen in Angst und Schrecken. Den Russen war es offenbar gelungen einen fliegenden Panzer zu bauen. Die Mil Mi-24 bezeichnet einen Kampfhubschrauber des russischen Hubschrauberherstellers Moskauer Hubschrauberfabrik M. L. Mil. Der Mil Mi-24 Hind ist neben dem AH-64 Apache der wohl bekannteste Kampfhubschrauber der Welt. Die Schlagkraft ist je nach Bestückung enorm.
1978 kamen die ersten Mil Mi-24 in der DDR nach Deutschland. Die Anschaffung der ersten Mi-24D verlief bis 1983. Die Hubschrauber wurden in die Kampfhubschraubergeschwader 57 in Basepohl in Brandenburg bzw. Cottbus aufgeteilt. Im Jahr 1989 kamen nochmals 12 Mi-24P hinzu. Drei Maschinen gingen durch Abstürze verloren. Die restlichen Maschinen ging nach der Wende in den Bundeswehrbestand über. Als Bezeichnungen wurden die Registrierungen 96+01 bis 96+51 vergeben. Schon ab 1992 begann man jedoch in der BRD die Maschinen wieder auszumustern, nachdem man sie eingehend studiert hatte. In das westliche Verteidigungssystem schien die Mil Mi-24 auf dauer nicht sinnvoll integrierbar zu sein.
Hersteller | Konstruktionsbüro Mil | |||
Besatzung | 1 Pilot (oben) | |||
. | 1 Schütze / Operator (vorne) | |||
. | 1 Bordtechniker | |||
Passagiere | 8 vollausgerüstete Soldaten oder | |||
. | 10 Soldaten ohne Ausrüstung | |||
Antrieb | 2 x Isotow TV3-11 | |||
Art | Wellenturbinen | |||
Leistung | 2 x 2.200 WPS (2 x 1.619 kW) | |||
Geschwindigkeit | 335 km/h max. | |||
Marschgeschwindigkeit | 272 km/h | |||
Steiggeschwindigkeit | 12,5 m/s | |||
Gipfelhöhe | 4.500 m | |||
Schwebe | 1.500 m | |||
Reichweite | 500 bis 750 km | |||
. | je nach Beladung | |||
Einsatzradius | ca. 250 km |
Leergewicht | 8.200 kg | |||
Startmasse | 12.000 kg | |||
Außenlast | 2.000 kg | |||
Rumpflänge | 17,51 m | |||
Länge über alles | 21,50 m | |||
Höhe | 4,44 m | |||
Höhe bis Rotorkopf | 3,92 m | |||
Rotordurchmesser | 17,30 m | |||
Rotorkreisfläche | 235 m² | |||
Radstand | 4,63 m | |||
Spurbreite | 3,44 m | |||
Bewaffnung | 4 Behälter an Außenstationen mit je 32 | |||
. | 57-mm-Raketen, | |||
. | 4 Panzerabwehr-Raketen “AT-2″ | |||
. | 1 x vierläufiges MG Jak-B-12 | |||
. | 7-mm-Kanone im unteren Kinnturm | |||
. | . |
Die Mil Mi-24 ist einer der robustesten und waffenstärksten Kampfhubschrauber der Welt. Er bildete das Rückgrat des Warschauer Vertrages und wurde weltweit exportiert. Der Kampfhubschrauber wurde Mitte der 1960er Jahre aus der Familie der Mi-8, Mi-14 Maschinen entwickelt. Erst als Mehrzweck-Militärhubschrauber geplant, wurde daraus schließlich einer der kampfstärksten Hubschrauber der Welt, der gleichzeitig 8 voll ausgerüstete Soldaten transportieren kann. Mit seinen zwei starken Triebwerken und seiner schlanken Rumpfform ist er sehr manöverierfähig und erreicht bei voller Waffenlast eine Höchstgeschwindigkeit von 335 km/h.
Mitte der siebziger Jahre stand der Mil Mi-24 in großer Stückzahl im Dienst der sowjetischen Streitkräfte und wurde außerhalb der Sowjetunion zuerst in der DDR stationiert. Hier zeigte er bereits bei gemeinsamen Manövern mit den Warschauer-Pakt-Streitkräften seine Überlegenheit und seine große Schlagkraft im Vergleich zu ähnlichen Waffensystemen. Aufgrund seiner umfangreichen optischen und elektronischen Ausrüstung kann er zu jeder Tageszeit und unter fast allen Wetterbedingungen direkt über dem Erdboden handeln. Die Maschine kann kurz aus der Deckung auftauchen, das Ziel anvisieren, die Raketen starten und wieder hinter der Deckung verschwinden.
Der Rumpf ist gepanzert und in Ganzmetall-Schalenbauweise hergestellt. Die Kabine und der Laderaum sind hermetisierbar. Mit dem Mi-24 hat erstmals ein sowjetischer Helikopter ein einziehbares Fahrwerk erhalten. Er ist gleichermaßen als Kampf-, Transport- oder Sanitätshubschrauber einsetzbar.
Kurze Stummelflächen unterhalb der Rumpfseiten sind als Außenlastträger für Luft-Boden-Raketen ausgelegt, können aber auch Abwurfmunition tragen. In einem Kinnturm der Bugsektion ist die vierläufige Jak-B 12,7-mm-Maschinenkanone eingebaut. An den Außenenden der Stummelflügel sind Schienenpaare für AT-2-Panzerabwehrraketen montiert. An Außenlastträgern sind außerdem vier Stationen für Behälter mit 57-mm-Raketen vorhanden. Die umfangreiche Bewaffnung macht eine effektive Bekämpfung von Feuerstellungen, Feldbefestigungen und gepanzerten Fahrzeugen möglich. Die Panzerabwehrraketen sowie das bewegliche MG bedient der vorne sitzende Operateur, während der eigentliche Pilot die ungelenkten Raketen startet.
Außer der zweiköpfigen Besatzung kann im Innenraum ein 8 Mann starker Kampftrupp mit Infanterie-Waffen aufgenommen werden, der im Bedarfsfall kurzfristig abgesetzt werden kann. Westliche Kampfhubschrauber können das nicht.
Der Turbomotor vom Typ TW3-117 stammt aus dem Konstruktionsbüro „Klimow“ Leningrad (jetzt Sankt Petersburg) und wurde unter Leitung des Chefkonstrukteur S. P. Isotow entwickelt. Er ist der direkte Nachfolger des Turbomotor TW2 -117. Neben der Verringerung der Abmaße, verbesserte sich beim TW3 -117 vor allen das Masse/Leistungsverhältnis von 0,29 auf 0,17 kg/kW. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, diese Triebwerke mit einer Staubschutzanlage ausrüsten zu können.
Technische Daten:
Baumuster: Gasturbinentriebwerk mit Losturbine zum Antrieb mittlerer Hubschrauber
Konstrukteur: S. P. Isotow, OKB „Klimow“ Leningrad
Verdichter: Einlauf mit Staubschutzanlage PZU
12 stufiger Axialverdichter, Vorleitapparat und 4 Stufen verstellbar
Brennkammer: Ringbrennkammer mit 12 Einspritzdüsen
Turbine: 2 stufige Axialturbine, Scheiben gekühlt
Losturbine: 2 stufige Axialturbine
Anlasser: Luftstarter über APU AI-9W
Regelsystem: hydro-mechanisches Regelsystem
Länge: 2055 mm
Breite: 650 mm
Höhe: 728 mm
Gewicht: 285 kg
Startleistung: 1636 kW (2225 PS)
Leistungsbedarf bei eingeschalteter Staubschutzanlage, Enteisungssystem, Klimaanlage: -268 kW (365 PS)
Drehzahl Verdichter: 19.500 U/min
Spez. KS-Verbrauch: 313 g/kW/h
Turbineneingangstemperatur: 1250°K
Zum Antriebssystem gehört neben zwei Triebwerken das Hauptgetriebe WR-24. Ab dem Jahr 1975 wird dieser Antrieb bei allen mittleren Hubschraubern, die in der Sowjetunion gebaut wurden, bzw. noch heute in der GUS hergestellt werden, genutzt. Das trifft im wesentlichen auf folgende Typen zu:
Transporthubschrauber Mil Mi-8 ab Version MT (Mi-17); Mil Mi-9; Ka-32
Marinehubschrauber Mil Mi-14; Ka-27; Ka-29T13
Kampfhubschrauber Mil Mi-24 ab Version D; Mil Mi-28
Impressum
Datenschutz
Copyright © luftfahrtlexikon.com