Technische Beschreibung:
Die Messerschmitt Me 262 war das erste militärisch eingesetzte Turbinenluftstrahlflugzeug der Welt. Im Einsatz wurde festgestellt, dass sie durch die sehr hohe Geschwindigkeit und der schnellen Steigfähigkeit allen alliierten Flugzeugen überlegen war. Sie war rund 250 Kilometer pro Stunde schneller als die meisten feindlichen Jäger mit Propellern. 1943 lag die Höchstgeschwindigkeit bei deutschen und alliierten traditionellen Jagdflugzeugen bei ca. 650 km/h. Eine weitere Steigerung, mit den bis dahin vorhandenen Möglichkeiten, war nicht mehr machbar. Um noch schneller zu werden nutzten keine stärkeren Motoren mit einer Erhöhung der Drehzahlen. Es fehlte damals nicht an leistungsstarken Flugmotoren. Entscheidend war die Tatsache, dass die Luftschraube, welche die größere Zugkraft erbringen müsste, dabei mit den Propellerspitzen in den Bereich der Schallgrenze vordringt und dann die Leistung abfällt, bzw. die Zugkraft. Auch der als Problemlösung gedachte Einsatz größerer Luftschraubenblätter wurde schon bis zum technisch vertretbaren Maße ausgenutzt.
Diese Erkenntnis, bzw. die physikalischen Grenzen, brachten Ende 1938 die Spezialisten der Flugzeugindustrie auf einen neuen Weg, nämlich zum ”Strahltriebwerk“. Das Strahltriebwerk funktioniert aus dem Zusammenwirken von maximalen Luftmengen, die die Verdichterblätter in die permanent brennenden Feuer der Brennkammern drückt. Dort wird sie gewaltig erwärmt, dehnt sich aus und kann nur nach hinten explosionsartig entweichen. Dieses ergibt die Schubleistung nach vome.
Die taktmäßigen Zündungen entfallen also. Ein weiterer Vorteil der Düsen besteht darin, dass auch die vielen mechanischen Gestänge und Getriebe, wie Kolben, Pleuelstangen, Nockenwellen, Kurbelwelle und Untersetzungsgetriebe entfallen. Auch aufwendige Kühlsysteme fehlen. Der Wartungsaufwand war folglich viel geringer, als bei herkömmlichen Kolbenmotoren.
Um höhere Geschwindigkeiten zu erzielen, waren aber Änderungen und Ergänzungen beim Profil der Tragflächen erforderlich. Die Flügel hatten eine bis dahin nicht verwendete leichte Pfeilung und Vorflügel an der Vorderkante der Tragflächen, welche wesentlich zum Erfolg beigetragen haben.
Das neuartige Strahltriebwerk benötigte den anderen Kraftstoff “J-2″, statt dem üblichen Flugbenzin. Dieser hatte zwar eine mindere Brennleistung, ließ aber die Flammen in den Brennkammem ständig lodern. Kein Kolbenmotor läuft mit diesem ,minderwertigen“ Sprit. Aus 1.000 Litern „J-2° entstehen nur 400 Liter Flugbenzin! Damit war auch der doppelt so hohe Kraftstoffverbrauch des Strahltriebwerkes gerechtfertigt. (nicht zu verwechseln mit heutigem Kerosin)
Eine Herausforderung entstand durch die hohe Geschwindigkeit, welche bei allen Flugmanövern eine erhöhte G-Belastung auslöst. Ein weiteres Problem war, von der hohen Geschwindigkeit wieder herunter zu kommen, um landen zu können. Beim Herunterdrücken des Flugzeugs wurde die Maschine nämlich eher schneller. Propeller, die als Bremse wirken, gab es nicht mehr. Heutige Luftbremsen oder Umkehrschub waren noch unbekannt.
Die Lösung war das “Slippen“, also eine Art Schräg- oder Querflug zur eigentlichen Flugrichtung, die das Flugzeug bremste. Gleichwohl war die Strecke des Landeanflugs erheblich länger, als bei herkömmlichen Maschinen. Auch die Aufsetzgeschwindigkeit war höher. Die ,Me-110″ schwebte mit 170 km/h an und setzte mit 130 km/h auf, wogegen die „Me 262″ mit 240 km/h anschwebte und mit 160 km/h aufsetzte.
Ferner war bei der rasanten Me 262 die alte Jagdflieger-Taktik, im Kurvenkampf den Gegner zu besiegen, nicht geeignet. Jetzt galt es schnell über die Flughöhe des Gegners zu gelangen, um dann von oben im steilen Gleitflug mit höchster Geschwindigkeit auf das Ziel zuzufliegen und in Schussposition zu kommen. Dann erfolgte schnelles Abtauchen und erneutes Aufsteigen auf eine Höhe über dem Gegner.
Die Bewaffnung von 4 Kanonen Typ “MK 108-A-3” vom Kaliber 30 mm mit 360 Schuss und 12 “R4-M-Luft-Luft-Raketen” unter den Tragflächen war sehr stark.
Die Messerschmitt Me 262 hatte keinen Schleudersitz für den Piloten. Als Sitz wird der ungepanzerte Einheitssitz verwendet, dessen Höhe am Boden und später auch während des Fluges verstellbar ist, heißt es in der Baubeschreibung Me 262 A-1 / A-2 vom 8.8.1943, Blatt 16. Das Bugrad war erstmalig und bedeutete wesentlich bessere Sichtverhältnisse für den Piloten beim Rollen auf dem Flugfeld, sowie beim Starten und Landen.
Die große Erwartung der damaligen deutschen Führung, eine Wende des Luftkrieges zu erreichen, konnten die ca. 1.435 produzierten Me 262 nicht erfüllen. Die Me 262 konnte die Niederlage in diesem Krieg nicht mehr verhindert, da den Einsatzverbänden die notwendige Menge an Flugzeugen nicht zur Verfügung stand, die zur Abwehr der vielen feindlichen Bomber nötig gewesen wären.
Das sog. “Wunder” dieser neuartigen Waffe bestand aber in der Tatsache, dass Ingenieure und Techniker der Luftfahrtindustrie in nur 4 Jahren eine neue Epoche der Fliegerei mit diesem Flugzeug eingeleitet haben. Das heutige “Jet Zeitalter“ der Luftfahrt wurde durch diese Maschine begründet.