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McDonnell RF-101C Voodoo

Der weltweit erste Überschall-Fotoaufklärer von 1956 flog während der Kubakrise

Die McDonnell F-101-Linie umfasste mehrere Versionen: Jagdbomber in geringer Höhe, Fotoaufklärer, zweisitziger Abfangjäger und Übergangstrainer. Um die Produktion zu beschleunigen, wurden keine Prototypen gebaut. Die erste Voodoo, eine Kampfflugzeugversion der F-101A, absolvierte ihren Erstflug am 29. September 1954. Die Entwicklung der unbewaffneten RF-101, des weltweit ersten Überschall-Fotoaufklärers, begann 1956. Als die Produktion im März 1961 endete wurden 807 Voodoos gebaut. Während 35 RF-101As und 166 RF-101C produziert wurden, wurden einige ein- und zweisitzige Voodoos in die Aufklärungskonfiguration umgebaut und später in RF-101B, RF-101G und RF-101H umbenannt.

 

Der ausgestellte RF-101C nahm 1957 an der Operation Sun Run teil (s. unten). Diese Voodoo flog während der Kubakrise auch zur Aufklärung in geringer Höhe und trug dazu bei, zu bestätigen, dass offensive Raketenstandorte in Kuba nach der Kriese wieder demontiert wurden. Es diente auch in Südostasien mit dem 45. Tactical Reconnaissance Squadron. Es wurde am 27. Oktober 1978 vom 153rd Tactical Reconnaissance Squadron der Mississippi Air National Guard in Key Field, Mississippi, an das Museum geliefert.

Technische Daten:  F-101B Voodoo

Gesamtlänge20,54 m
Höhe5,49 m
Spannweite12,09 m
Max. Startgewicht21.170 kg
Höchstgeschwindigkeit1.960 km/h
Gipfelhöhe15.800 m
Reichweite2.500 km
Antrieb2 x Pratt & Whitney J57-P-55 mit je 6.750 kp
Anzahl2
Besatzung2

Ab 1946 suchte die USA nach einem Begleitjäger mit großer Reichweite. Technische Probleme und mangels ausreichender Kredite verzögerten die Einführung des Flugzeugs um viele Jahre. Folglich wurden erst im Frühjahr 1957 die ersten zweisitzigen Maschinen an die U.S. Air Force übergeben.

 

Die McDonnell F-101 „Voodoo“ war ein Jagdflugzeug der US-Luftwaffe, das zu der sog. “Century-Reihe” gehörte (F-100 bis F-110). Sie wurde aus dem Prototyp XF-88 Voodoo entwickelt und sollte gemäß Ausschreibung ein Langstreckenbegleitjäger für die US-Bomber werden. Die leistungsstarken Triebwerke mit Nachbrenner von Pratt & Whitney verliehen der F-101 eine Höchstgeschwindigkeit von 1.900 km/h. Die Reichweite betrug 2.500 km.

 

Da die Airforce später ihre Anforderungen änderte, wurde die Maschine in einen Jagdbomber umkonstruiert. Die F-101 fand ihrer Rolle als Jagdflugzeug im Rahmen des NORAD (North American Aerospace Defense Command), wo sie Abfangeinsätze und Patrouillenflüge über Nordamerika flog. Die kanadische Airforce flog ebenfalls die CF-101. Eine Variante, die RF-101, flog zahlreiche Einsätze als Aufklärer, von Kuba bis Vietnam.

 

Die Auslegung als 2-Sitzer mit 2 Triebwerken, die Rumpfform, und die große Tankkapazität nahmen die wesentlichen Konstruktionsmerkmale der späteren Phantom II vorweg.

 

Als Jäger und Jagdbomber führte sie 4 x 20-mm-Kanonen, beim Aufklärer waren mehrere Kameras in der geänderten Nase eingebaut. Die F-101 führte u.a. AIM-4 Falcon-Lenkraketen mit.

 

Zu ihrer Zeit war die F-101 eines der schnellsten Kampfflugzeuge. In einzelnen Ländern wurde sie bis Mitte der 1980er Jahre geflogen. In Museen ist die F-101 nur sehr selten anzufinden. Das einzige Deutsche Exemplar ist im Technikmuseum Speyer ausgestellt.

Pratt & Whitney J57 Turbojet:

 

Der J57-Turbojet war das erste Serienstrahltriebwerk, das 10.000 Pfund Schub (= 4.536 kg) erzeugte. Das Triebwerk J57 verfügte über einen Axialkompressor mit zwei Rotoren, der den Kraftstoffverbrauch über einen großen Betriebsbereich senkte und die träge Beschleunigungscharakteristik früherer Strahltriebwerke verbesserte.

 

Die Produktion des Pratt & Whitney J57 begann 1953. Im selben Jahr wurde Pratt & Whitney für das Design und die Entwicklung der J57 mit Amerikas höchster Luftfahrtauszeichnung, der Collier Trophy, ausgezeichnet. Als die Produktion 1970 endete, hatte Pratt & Whitney mehr als 21.000 Strahltriebwerke gebaut.

 

Der ausgestellte Schnittmotor ist ein YJ57-P-3, die erste Version, die in Produktion ging. Mit einer Schubkraft von nur 8.700 Pfund diente es als Prototyp für leistungsstärkere Triebwerke, die in einsatzbereiten Bombern Boeing B-52 eingesetzt wurden. Spätere Versionen des J57 und seines kommerziellen Äquivalents, des JT3, wurden verbessert, um mit Nachbrenner 18.000 Pfund Schub zu erreichen. Neben der B-52 trieb die J57 zahlreiche USAF-Flugzeuge an, darunter die Boeing KC-135 Stratotanker, North American F-100 Super Sabre, McDonnell F-101 Voodoo und Convair F-102 Delta Dagger.

Operation Sun Run: transkontinentale Geschwindigkeitsrekorde mit einer McDonnell RF-101C Voodoo

 

Am 27. November 1957 beendeten vier USAF-Piloten des 363. Tactical Reconnaissance Wing erfolgreich die Operation Sun Run, indem sie drei neue transkontinentale Geschwindigkeitsrekorde in einem McDonnell RF-101C-Flugzeug aufstellten. Die rekordverdächtige Mission demonstrierte die Geschwindigkeit und Reichweite des RF-101C, einer verbesserten Version des ersten Überschall-Fotoaufklärungsflugzeugs RF-101A.

 

Vorbereitung:

 

Die Operation Sun Run erforderte sechs RF-101C-Flugzeuge – zwei für den Hin- und Rückflug von Los Angeles nach New York und wieder zurück, zwei für den Hinflug von Los Angeles nach New York und zwei für Backups, falls Probleme der vier Hauptflugzeuge auftreten sollten. Das Unterfangen erforderte eine massive Koordination von Flugzeugbesatzungen und Radar- und Wetterstationen von Küste zu Küste.

 

Sechs Piloten des 17. und 18. Tactical Reconnaissance Squadron des 363. Tactical Reconnaissance Wing wurden für die Operation Sun Run ausgewählt. Jeder bereitete sich auf den Hin- und Rückflug vor, da er erst einige Tage vor der Operation wusste, welcher Flug ihm zugeteilt wurde. Alle sechs Piloten verfügten über umfangreiche Erfahrung mit Fotoaufklärungsflugzeugen, obwohl die RF-101 für das Tactical Air Command relativ neu war.

 

Der Erfolg von Operation Sun Run hing auch von der Leistung des neu erhältlichen KC-135 Stratotanker ab, dem ersten Düsentanker der USAF. Die Geschwindigkeit des KC-135 ermöglichte es den RF-101 in einer Höhe von 10.668 m (35.000 Fuß) und einer Geschwindigkeit von Mach 0,8 zu tanken. Besatzungen des Strategic Air Command und des Air Force Research and Development Command bereiteten die 26 Betankungen vor, die die Operation Sun Run RF-101Cs benötigen würden.

 

Beginn der Operation Sun Run:

 

Am 27. November 1957 um 6:59 Uhr startete Kapitän Ray Schrecengost vom Ontario International Airport in der Nähe von Los Angeles zum ersten RF-101C-Rundflug der Operation Sun Run.

 

Als nächstes waren Kapitän Robert Kilpatrick auf seinem Einwegflug und Kapitän Donald Hawkins in der Luft, der als Ersatz flog. Kapitän Hawkins folgte, bis die erste Betankung abgeschlossen war, und flog dann zur March Air Force Base, Kalifornien. Um 7:50 Uhr startete Kapitän Robert Sweet zum zweiten Hin- und Rückflug. Lt. Gustav Klatt folgte ihm und begann seine einfache Fahrt. Ihr Backup, Captain Robert Burkhart, flog nach dem ersten erfolgreichen Auftanken ebenfalls zur March Air Force Base.

 

Alle vier RF-101C-Piloten übertrafen mühelos die bisherigen Geschwindigkeitsrekorde und stellten neue auf. Der neue Rekord von Los Angeles nach New York wurde von Lt. Klatt mit 3 Stunden, 7 Minuten und 43,63 Sekunden aufgestellt. Kapitän Sweet stellte den Rundreiserekord mit 6 Stunden, 46 Minuten und 36,21 Sekunden und den Rekord von New York nach Los Angeles mit 3 Stunden, 36 Minuten und 32,33 Sekunden auf.

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