Luftfahrtlexikon.com

Martin MB-2 (NBS-1)

Der erste in den USA entwickelte Bomber, der in großen Stückzahlen produziert wurde

Der Martin MB-2 war der erste in den USA entwickelte Bomber, der in großen Stückzahlen produziert wurde. Der Bomber wurde ab 1920 von der United States Army Air Service und seinem Nachfolger, den Air Corps, in größeren Mengen beschafft und ersetzte die Handvoll britischer Handley-Page O-400 und italienischer Caproni-Bomber, die während des Ersten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten in Lizenz hergestellt wurden. Die Martin MB-2 wurde von bis 1928/29 als Standard-Frontbomber der USA gebaut. Ab 1933 wurde er von der Martin B-10 ersetzt.

 

Abgeleitet vom MB-1 (oder GMB) und als Nachtbomber konzipiert, opferte der MB-2 Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit, um eine schwere Bombenlast zu tragen. Obwohl leistungsfähiger als das Flugzeug, das es ersetzte, spiegelte das Design des MB-2 die herkömmlichen Merkmale der damaligen Zeit wider. Der Rumpf und die abgestrebten Flügel wurden aus Holz gefertigt und sind stoffbespannt. Der Bomber ist mit Doppelsteuerung ausgestattet. Das Leitwerk hat 2 Seitenruder. Die beiden Liberty-12-A Motore befanden sich in Gondeln auf den unteren Flügeln, oberhalb des Fahrwerks. Die Designer des Martin MB-2 haben ein interessantes Element eingebaut: Klappflügel. Da die große Spannweite die Lagerung in einem Hangar erschwert hätte, waren Scharniere und Kerben ausgeschnitten, damit die Flügel von knapp außerhalb der Triebwerksgondeln geschwenkt werden konnten. Der Bomber wurde defensiv mit fünf 7,62 mm Lewis Guns ausgestattet, die paarweise vorne in Bug und hinten positioniert waren. Ein MG war unter dem Rumpf montiert. Die Martin MB-2 verwendete auch die gleichen Liberty-Triebwerke wie frühere Bomber des US Army Air Service.

 

Die Flugzeuge wurde auch von General Billy Mitchell genutzt, um die Bombardierung von Schiffszielen zu demonstrieren. 6 von Kapitän Walter Lawson der 96. Squadron angeführte Bomber versenkten am 21. Juli 1921 das beschlagnahmte deutsche Schlachtschiff SMS Ostfriesland mit speziell entwickelten externen 907 kg Sprengbomben unter dem Rumpf.

 

Während die Glenn L. Martin Co. das Flugzeug entwarf, baute sie nur die ersten 20 Martin MB-2 selbst. Im Rahmen eines Vertragssystems kaufte der Army Air Service das Design und übertrug die Produktion an die niedrigsten Bieter, wie die Firmen Curtiss mit 50 Flugzeugen, Lowe, Willard und Fowler mit 35 und Aeromarine mit 25. Zur gleichen Zeit änderte der Army Air Service die Martin-Bezeichnung in NBS-1 für Night Bomber Short Range.

 

Die MB-2 wurde zum wichtigsten mehrmotorigen Bomber der Air Service, bis sie in den späten 1920er Jahren durch die Keystone-Bomber ersetzt wurde. Heute existiert keine originale Martin MB-2 mehr. Die im Museum ausgestellte Reproduktion wurde nach Originalzeichnungen von Martin gebaut und 2002 fertiggestellt.

Technische Daten:

 

    Besatzung: 4
    Länge: 13,0 m
    Spannweite: 22,7 m
    Höhe: 4,8 m
    Flügelfläche: 104,2 m²
    Leergewicht : 3.280 kg
    Gewichte: 5.460 kg
    Antrieb: 2 × Liberty 12-A, flüssigkeitsgekühlte V12-Motore mit jeweils 420 PS

  

 

    Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
    Reisegeschwindigkeit: 150 km/h
    Reichweite: 650 km
    Flughöhe: 2.350 m
    Steigrate: 2,0 m/s
    Bewaffnung: 5 × 7,62 mm Lewis Maschinengewehre
    Bomben: 820 kg intern; 907 kg externe

Der Liberty 12-A (= Freiheit) war ein flüssigkeitsgekühlter V12-Flugmotor, der während des Ersten Weltkrieges entwickelt und ab 1917 gebaut wurde. Der Motor leistete etwa 420 PS, was damals eine enorme Leistung darstellte. Der Liberty war richtungsweisend für viele Flugmotoren der 1920er- und 1930er-Jahre. Der erste Prototyp lief am 3. Juli 1917 auf dem Prüfstand. Die Leistungsdaten waren so überzeugend, dass sofort eine Produktion von zunächst 100 V8-Motoren angeordnet wurde. Man erkannte jedoch recht bald, dass die 8-Zylinder-Variante die Leistungsanforderungen vor allem wegen des gestiegenen Gewichts der neueren Flugzeuge nicht lange erfüllen konnte. Gleichwohl bewilligte der US-Kongress bald 240 Millionen Dollar für die Fertigung großer Mengen von V12-Motoren bei Packard, Ford, Buick, Cadillac, Lincoln und Marmon. Bis zur Einstellung der Produktion des Liberty L-12 als letztlich einzige in Großserie hergestellte Version im Jahr 1919 wurden 20.478 dieser Motoren gebaut, von denen 6.000 in Flugzeuge eingebaut wurden. Die restlichen Motoren waren zunächst als Reserveteile vorgesehen und wurden nach dem Krieg verkauft und z.T. in anderen Gerätschaften genutz.

Technische Daten: Liberty L-12

 

    Bauart:Viertakt-Ottomotor
    Kühlung: Wasser, Zwangsumlauf
    Zylinderanordnung: V12, V-Stellung
    Ventilsteuerung: eine obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank
    Ventile: zwei pro Zylinder
    Hubraum: 27.039 cm³

 

   Hub: 178 mm
    Leistung:
        Dauerleistung: 340 PS bei 1400 <u/min
        Steigleistung: 408 PS bei 1700 U/min
        Startleistung: 448 PS bei 2000 U/min
    Leistungsgewicht: 0,87 kW/kg (0,53 hp/lb)
    Gewicht (trocken): 383 kg

Impressum
Datenschutz
Copyright © luftfahrtlexikon.com

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner