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Luftverteidigungsystem IRIS-T SLM / SLS

dient dem Schutz der Bevölkerung, wichtiger Gebäude und Objekte

IRIS-T SLM (= IRIS-T Surface Launched Medium Range) ist ein vom deutschen Unternehmen Diehl Defence entwickeltes Luftverteidigungssystem. Laut Angaben des Herstellers eignet sich der verwendete Flugkörper IRIS-T SL zur 360°-Rundumverteidigung gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen.

 

Systeme der Luftverteidigung dienen dem Schutz der Bevölkerung, wichtiger Gebäude und Objekte. Auch Bodentruppen müssen vor Angriffen aus der Luft geschützt werden. Besonders die bodengebundene Luftverteidigung ist in der Lage, Räume über längere Zeit dauerhaft zu schützen. Für das Taktische Luftverteidigungssystem der Bundeswehr (TLVS) entwickelte Diehl Defence den Boden-Luft-Flugkörper IRIS-T SL (= Surface Launched), eine leistungsgesteigerte Version der heute bei zahlreichen Nationen weltweit im Einsatz befindlichen Flugzeug-Bewaffnung IRIS-T. In Kombination mit verschiedenen Radar- und Führungssystemen bietet IRIS-T SL die Fähigkeiten und Vorzüge eines modernen Luftverteidigungssystems. Ein solches IRIS-T-SLM-Komplettsystem wurde erstmals 2014 erfolgreich vor internationalem Publikum getestet.

 

Das IRIS-T SLM wurde als taktisches Luftverteidigungssystem realisiert, das komplett unabhängig vom Trägerfahrzeug ist. Alle Komponenten sind auf standardisierten 20-Fuß-ISO-Containerrahmen integriert und lassen sich somit auf den verschiedensten Fahrzeugen transportieren. Zudem ist durch diese Containerlösung der problemlose Transport etwa auf Schiffen, Eisenbahnwaggons oder in Flugzeugen möglich. Unter anderem ist IRIS-T SLM auch mit den militärischen Transportflugzeugen C-130 und A400M luftverladbar.

Das unbemannte Startgerät verfügt über 8 Raketen IRIS-T SL. Sie werden senkrecht gestartet, um die 360-Grad-Abdeckung zu ermöglichen. Der Launcher ist zehn Minuten nach Erreichen der Stellung vollautomatisch ausnivelliert und feuerbereit. Die gleichzeitige Bekämpfung mehrerer Ziele ist durch die schnelle Schussfolge möglich. Ein Nachladevorgang dauert etwa 15 Minuten.

 

Das Luftverteidigungssystem nutzt die leistungsgesteigerte Version der IRIS-T-Rakete, wodurch die Wirkung bis 20 km Höhe und 40 km Weite realisiert wird. Hinzu kommt die Möglichkeit der Zieleinweisung mittels GPS sowie die Zieldatenaktualisierung während des Fluges über Datenlink. Im Endanflug erfolgt die Zielerfassung durch den bereits bei IRIS-T erprobten Infrarotsuchkopf, der Störresistenz gegen aktive und passive Gegenmaßnahmen besitzen soll.

Der HPEM SkyWolf besteht aus einem gepulsten Hochleistungs-Hochfrequenz (RF)-Effektor in Kombination mit einem Sperr-Störsendersystem und kann je nach Reichweite, in der er eingesetzt wird, variable Deaktivierungsmodi gegen kleine UAVs ausführen. Das System kann mit einer Vielzahl von benutzerdefinierten Sensoren integriert werden, um Ziele zu lokalisieren. Zu den typischen Optionen gehören Tageskameras mit automatischer Zielerkennung, IR-Visiere, Peiler oder Radargeräte.

 

Sobald die Ziele erkannt und verfolgt wurden, kann der Effektor von SkyWolf frei mit seinem Hochleistungs-Radiowelleneffektor in Kontakt treten, der aus einem HF-Signalimpulsgenerator besteht, der mit einer großen Hornantenne verbunden ist. Der HF-Effektor sendet ein gepulstes elektromagnetisches (EM) Hochleistungsfeld aus, um UAVs zu besiegen, und kann auch einen Störeffekt im industriellen, wissenschaftlichen und medizinischen (ISM) Funkband erzeugen. Ein separater Störsender für das globale Navigationssatellitensystem (GNSS) ist bei Bedarf ebenfalls erhältlich, um einen besser vorhersagbaren Störeffekt in verschiedenen Entfernungen sicherzustellen.

 

Die durchschnittlich abgestrahlte Energie der Pulse des SkyWolf-Systems ist relativ gering. Laut einem Diehl-Vertreter stellt das System keine Bedrohung für biologisches Leben dar und hat ein geringes Risiko, Kollateralschäden an befreundeten Flugzeugen zu verursachen. Es können mehrere Ziele gleichzeitig angegriffen werden. Dadurch kann das System UAV-Schwärme angreifen.

Das bodengebundene Luftverteidigungssystem mittlerer Reichweite IRIS-T SLM ist in seiner aktuellen Konfiguration mit dem aktiven Multifunktionsradar TRML-4D von HENSOLDT ausgestattet. Es ist in der Lage, verschiedene Arten von Luftzielen zu erkennen, zu verfolgen und zu klassifizieren, wobei der Schwerpunkt auf kleinen, schnellen und niedrig fliegenden und/oder manövrierenden Marschflugkörpern und Flugzeugen sowie schwebenden Hubschraubern liegt.

Das Tactical Operations Center (TOC) ist mit zwei Operateuren besetzt. Die Anbindung an die weiteren Systemelemente erfolgt über Funkverbindung oder Glasfaserkabel. Zudem besitzt das TOC die zur Anbindung an übergeordnete Führungs- oder Informationsstrukturen notwendigen Datenschnittstellen und Kommunikationsmöglichkeiten.

Der neue Boden-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T SL (= Surface Launched) ist eine leistungsgesteigerte Version des Luft-Luft-Lenkflugkörpers IRIS-T. Er wurde im Auftrag der Bundeswehr für die Taktische Luftverteidigung entwickelt und 2017 für den Einsatz qualifiziert.

 

Gegenüber der Basisversion verfügt IRIS-T SL über einen stärkeren Antrieb zur Reichweitensteigerung. Der neu eingeführte Datenlink ermöglicht in Verbindung mit einem GPS-gestützten inertialen Navigationssystem die Steuerung des Flugkörpers aus einem Gefechtsstand. Erst im Endanflug lenkt der Flugkörper sich präzise selbst ins Ziel.

 

Der aus einem Multifunktionsbehälter (für Lagerung, Transport und Abschuss) startende IRIS-T SL ermöglicht eine 360°-Rundumverteidigung gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und andere Flugkörper. Durch die einfache Anbindung an Feuerleitsysteme über standardisierte und Software-basierte Schnittstellen lässt er sich leicht in verschiedene bestehende und neue Luftverteidigungssysteme integrieren.

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