Triebwerke: Pratt & Whitney YF119-PW-100L Turbofan
In den 1980er Jahren entwickelte Pratt & Whitney, eine Einheit der United Technologies Corp., das Prototyp-Triebwerk YF119, um die Anforderungen der USAF und der US-Marine für das Advanced Tactical Fighter Demonstrationsprogramm zu erfüllen. 1990 flog das Triebwerk sowohl im Lockheed-Boeing-General Dynamics YF-22 als auch beim Wettbewerbsgegner Northrop-McDonnell Douglas YF-23 Prototypen.
Um den Wartungsaufwand zu reduzieren, hat Pratt & Whitney den Motor so konstruiert, dass er im Vergleich zu den damals aktuellen betriebsfähigen Motoren 40 Prozent weniger Teile verwendet. Das YF119-Triebwerk ermöglicht den Überschallflug des Flugzeugs ohne Verwendung des Nachbrenners, was zu Kraftstoffeinsparungen und einer erhöhten Reichweite und Kampfeffektivität führt. Im April 1991 wählte die USAF das F119-Triebwerk für den Lockheed Martin F-22A Raptor, Advanced Tactical Fighter.
Das Pratt & Whitney F119-100 ist ein Turbofantriebwerk mit Nachbrenner, das also speziell für die Lockheed-Martin F-22 Raptor entwickelt wurde. Es verfügt über eine 2D-Schubvektorsteuerung zur Erhöhung der Wendigkeit und besitzt außerdem Supercruise-Fähigkeit. Als Supercruise bezeichnet man die Fähigkeit eines Flugzeugs, ohne Nachbrenner dauerhaft schneller als der Schall zu fliegen. Das Triebwerk entwickelt unter Einsatz des Nachbrenners jeweils einen Schub von 156 kN, wodurch das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 2.681 km/h (Mach 2,25) erreicht.
Durch die integrierte Schubvektorsteuerung konnte zum einen die Wendigkeit der Maschine wesentlich erhöht werden, zum anderen verringert deren spezielle Konstruktion die Infrarot- und Radarsignatur gegenüber konventionellen Triebwerken. Die Schubvektordüsen können um bis zu 20° nach oben oder unten ausgelenkt werden, wobei ein kompletter Durchgang von +20° auf −-20° eine Sekunde dauert. Außerdem sind die Düsen mit diversen Materialien beschichtet, welche die Abstrahlung von IR-Energie verringern.
Das Triebwerk selbst beginnt mit einem 3-stufigen Fan, gefolgt von einem 6-stufigen Verdichter, der gegenläufig rotiert. Die Brennkammer verfügt über einige neue Technologien, welche zu einem nahezu rauchfreien Abgasstrahl führen. Jedes Triebwerk treibt auch eine Turbine an, die elektrische Leistung erzeugt. Ferner wurde eine neuartige Titanlegierung verwendet, die gegenüber früheren Legierungen erheblich hitzebeständiger ist.