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Lockheed C-130T Hercules "Fat Albert"

Service-Maschine der Kunstflugstaffel “Blue Angels” der U.S. Marines

Das Flugprogramm der Kunstflugstaffel Blue Angels der U.S. Navy besteht aus 2 Teilen:

 

  • Zu Beginn der eindrucksvollen Darbietung startet die Begleitmaschine Lockheed C-130 Hercules Fat Albert der United States Marines. Damit sind die Blue Angels weltweit das einzige Team, in welchem die Begleitmaschine eine wichtige Rolle auch innerhalb der Flugshow spielt. Spektakulär ist der Start mit 8 Booster-Raketen, die das schwere Transportflugzeug in einem Anstellwinkel von 45 Grad in 15 Sekunden auf 300 Meter Höhe befördert. Nach dem Start dreht die Maschine ab, um dem Publikum mit Highspeed im Tieflug die durchaus passable Geschwindigkeit von ca. 500 km/h zu demonstrieren. Eine ebenso eindrucksvolle wie kurze Landung – sog. “Sarajevo-Anflug” – beendet die Vorführung der Fat Albert.

 

  • Die eigendliche Vorführung des Teams startet mit seinen 6 Kampfjets des Typs McDonnell Douglas F/A-18A Hornet.

Fat Albert Airlines: Die Service-Maschine der Blue Angels

 

Ein Teil der Besatzung der Marine Corps – bestehend aus 3 Offizieren und 5 Mannschaftsdienstgraden – betreibt die Lockheed Martin C-130T Hercules, liebevoll “Fat Albert Airlines” genannt. Die Fat Albert trat dem Teamder Blue Angels im Jahr 1970 bei und fliegt mehr als 225.000 km pro Saison. Sie befördert 40 Mann Wartungs- und Support-Personal, die Ausrüstung, viele Ersatzteile und die erforderliche Kommunikationstechnik, die man benötigt, um eine Flugschau erfolgreich durchzuführen.

 

Die Fat Albert fliegt mit einer Geschwindigkeit von max. 592 km/h in 8.250 Meter Höhe. 4 Allison Turboprop-Motore mit mehr als 16.000 WPS sorgen für ordentlich Schub, um auf Start- und Landebahnen mit nur 760 m Länge operieren zu können.

 

Zu Beginn der Flugshow demonstriert die Fat Albert seine Jet-Starthilfe JATO (= Jet Assisted Take Of). 8 Feststoffraketentreibsätze – 4 auf jeder Seite – in der Nähe der hinteren Tür und Ladeluke erhöhen den Schub beträchtlich. Dadurch reduziert sich die Länge der Startbahn auf 450 Meter, und die schwere Transportmaschine steigt in 15 Sekunden in einem 45-Grad-Winkel auf 300 Meter Höhe. Die Fat Albert simuliert dabei Bedingungen in feindlicher Umgebung oder auf kurzen unbefestigten Pisten.

Das Startsystem JATO: Die Starthilfetriebwerke

 

JATO ist die Abkürzung für “Jet Assisted Take Off”. Statt dieses Begriffes wird auch die präzisere Bezeichnung RATO für “Rocket Assisted Take Off” verwendet. Es ist ein System, um schwer beladenen Flugzeugen den Start auf kurzen Startbahnen zu erleichtern, indem durch Raketen kurtfristig zusätzlicher Schub erzeugt wird. Die Raketen werden nach Gebrauch meist abgeworfen.

 

Diese Art von Starthilfen gab es schon zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Royal Air Force führte seinerzeit ein System zum Start von Jagdflugzeugen auf normalen Handelsschiffen ein. Eine Landung auf den Schiffen war anschließend jedoch nicht mehr möglich. Die Piloten mussten notwassern und das Flugzeug auffischen lassen, bevor es unterging.

 

Die Deutsche Luftwaffe nutzte die JATO-Technik im Zweiten Weltkrieg ebenfalls, um ihren stark beladenen Bombern den Start zu erleichtern. Das deutsche System benutzte in der Regel Walter HWK 500 Starthilfe-Raketenantriebe, welche Wasserstoffperoxid als Treibstoff nutzten. Die Arado Ar 234 Blitz ist dafür ein gutes Beispiel. Sie war der erste tatsächlich eingesetzte strahlgetriebene Bomber der Welt.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war JATO-Starthilfe ein durchaus übliches Hilfsmittel, weil die damaligen Strahltriebwerke noch reletiv schwache Leistung hatten. Die USA testeten die JATO-Technik in den 1950er Jahren an einer Boeing B-47 Stratojet, wobei die Raketen – wie bei dieser Fat Albert – im Heckbereich montiert waren. Die im Westen erfolgten Umbauten der Jagdflugzeuge des Typs Lockheed F-104 G Zell “Starfighter” rmit zusätzlich fest montierter Flüssigkeitsraketen bewährten sich gut, waren aber zu teuer.

Beschreibung des Musters C-130 Hercules:

 

Die C-130 Hercules der Lockheed Corporation ist eines der vielseitigsten militärischen Transportflugzeuge der Welt und seit ihrer Indienststellung das am weitesten verbreitete. Mit ihren diversen Weiterentwicklungen ist sie außerdem eines der am längsten gebauten Flugzeuge der Welt. Die Entwicklung der Lockheed C-130 begann 1951, der Erstflug des Prototyps fand im August 1954 statt und die ersten Serienmaschinen wurden 1956 ausgeliefert. Seitdem wurden mehr als 40 Versionen entwickelt, die in rund 70 Ländern im Einsatz sind. Über 2.200 Flugzeuge sollen gebaut worden sein.

 

Der Schulterdecker wird von 4 Propellern angetrieben, die das Transportflugzeug mit über 20 Tonnen Zuladung abheben läßt. Das Flugzeug hat STOL-Eigenschaften und kann so auf kurzen und z.T. unbefestigten Pisten operieren.

 

Technische Kurzbeschreibung:

 

  • Rumpf: Ganzmetall-Halbschalenbauweise – Druckkabine für Besatzung – Heckladepforte

 

  • Tragwerk: freitragender Hochdecker in Ganzmetall mit zwei Holmen – thermische Enteisung.

 

  • Leitwerk: freitragende Normalbauweise in Ganzmetall – thermische Enteisung.

 

  • Fahrwerk: einziehbar – steuerbares Bugrad – an der Bugstrebe Zwillingsräder – an den Hauptstreben Fahrwerkschlitten mit je 4 Rädern – Ausrüstung mit Rad- und Schneekufenfahrwerk möglich.

 

Vorteil der Hercules: Sie kann sehr lange, sehr tief und sehr langsam fliegen; außerdem kommt sie ohne befestigte Landebahnen aus.

 

Verwendung allgemein: Man benutzt C-130 zur Unterstützung und zum Absetzen von Spezialeinheiten, zur Feuerunterstützung, Luftbetankung, Brandbekämpfung, zur elektronischen und psychologischen Kriegsführung, für Such- und Rettungseinsätze (SAR), für Überwachungsaufgaben, zur Bergung von Satelliten und auch als Hurrikane-Flieger. Das Transportflugzeug C-130 K „Hercules“ diente in Europa in erster Linie der Anschlußversorgung und zur Personalrotation (u.a. Auslandsmissionen mit Schwerpunkt: Kosovo).

Ihre Auftritte bei Airshows waren legendär, doch 2019 flog die „Fat Albert“ genannte Hercules der Blue Angels wegen ihres zu hohen Alters aus dem Team. Nun haben die „Blue Angels ihren neuen Begleit-Transporters von England für ca. 30 Mill. Dollar übernommen. Die neue Lockheed Martin C-130J Super Hercules ist ebenfalls ein viermotoriges Turboprop-Transportflugzeug. Die C-130J ist ein umfassendes Update der Lockheed C-130 Hercules mit neuen Triebwerken, Flugdeck und anderen Systemen. Bis 2018 wurden 400 C-130J-Flugzeuge an 17 Nationen ausgeliefert. Die Lockheed Martin C-130J Super Hercules ist die neueste Version des C-130 Hercules und das einzige Modell, das noch in Produktion ist.

 

Technische Daten: Lockheed Martin C-130J Super Hercules  (betrifft nicht Abbildung der älteren Lockheed-Version)

Länge:29,79 m
Spannweite:40,41 m
Höhe:11,84 m
Frachtraumlänge:16,90 m
.19,89 m incl. Rampe
Frachtraumbreite:3,12 m
Frachtraumhöhe:2,74 m
Frachtraumfläche:52,7 m²
Frachtraumvolumen:128,9 m³
Flügelfläche:162,12 m²
Flügelstreckung:10.07
Tragflächenbelastung:490 kg/m² max.
Leergewicht:34.275 kg
Startmasse70.300 kg
Landemasse:ca. 58.950 kg
Maximale Zuladung:21.625 kg
Ladung:92 Soldate oder
.72 Fallschirmspringer oder
.74 Tragbahren
Antrieb:4 x Rolls-Royce Allison AE-2100 D3
Art:Propellerturbinen (Turboprops)
Leistung:4 x 3.425 kW
Propellerje 6, verstellbar, aus Verbundwerkstoff
Propellerdurchmesser:4,11 m
Höchstgeschwindigkeit:670 km/h
Marschgeschwindigkeit:625 km/h (wirtschaftl.)
Dienstgipfelhöhe9.535 m
Maximale Steigrate:10,6 m/s
Flugreichweite:ca. 2.600 km (bei maximaler Zuladung) 
.5.250 km mit 18.000 kg Beladung
Startstrecke:1.433 m über 15 m Hindernis
Landestrecke:775 m über 15 m Hindernis
Besatzung:2 Mann + Lademeister
Bewaffnung:keine

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