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Hiller XHOE-1 Hornet

zwei kleine Staustrahltriebwerke an den Rotorspitzen trieben den Propeller an

Die ursprüngliche Hiller HJ-1 Hornet war ein Hubschrauber mit Blattspitzenantrieb des amerikanischen Hubschrauberherstellers Hiller Aircraft. Ein Staustrahltriebwerk ist ein luftatmendes Strahltriebwerk, bei dem die Kompression im Verbrennungsraum nicht durch bewegliche Teile wie Verdichter erfolgt, sondern allein durch die hohe Strömungsgeschwindigkeit der Luft selbst in einem feststehenden, enger werdenden Trichtereinlauf. Staustrahltriebwerke können daher keinen Standschub erzeugen und funktionieren erst bei hohen Geschwindigkeiten. Zum Anlassen der Staustrahltriebwerke brachte beim oben gezeigten Modell ein kleiner Benzinmotor den Rotor auf eine Anfangsgeschwindigkeit von etwa 200 km/h an den Spitzen. Je eine Glühkerze zündete die Triebwerke dann und brauchte die Blattspitzengeschwindigkeit auf ca. 715 km/h. Als Treibstoff konnte Benzin, Kerosin oder Dieselöl verwendet werden.

 

Der erste Prototyp mit einer Zelle aus Stahl- und Aluminiumrohren flog 1950 noch ohne jede Rumpfverkleidung. Der zweite Prototyp war bereits mit zwei nebeneinander angeordneten Sitzen und einer Kabine aus Fiberglas ausgerüstet, wodurch die mögliche Reiseflughöhe allerdings auf 2100 m sank. Die Rotorblätter waren erstmals komplett aus Stahl gefertigt. Prinzipiell war eigentlich kein Heckrotor notwendig, da der Blattspitzenantrieb kein Drehmoment auf die Zelle übertrug. Es ist anzunehmen, dass die Steuerungsfähigkeit um die Hochachse jedoch nicht befriedigte, so dass ein nach unten abgewinkeltes V-Leitwerk installiert wurde. Ferner wurden zwei horizontale Stabilisierungsflossen ergänzt, um die Stabilität im Vorwärtsflug zu verbessern. Der Leichthubschrauber konnte in wenigen Minuten auseinandergenommen werden.

 

1952 verkaufte Hiller drei „HJ-1“ unter der Bezeichnung „XHOE-1“ an die US Navy, die für das Marine Corps ein ultraleichtes Fluggerät suchte. Die US Army bestellte ebenfalls zwei „HJ-1“ unter der Bezeichnung „YH-32“. Die gelieferten Maschinen hatten einen Zweiblatt-Metallrotor mit einem Hiller 8RJ2B-Staustrahltriebwerk an jeder Blattspitze als Hauptantriebssystem und einen kleinen Kolbenmotor als Starthilfe, der den Rotor zum Zünden der Staustrahltriebwerke beschleunigen musste. Der Treibstoffverbrauch betrug etwa das zehnfache von dem, was für eine konventionelle Auslegung erwartet worden wäre. Die maximale Treibstoffmenge von ca. 135 kg reichte für nur 30 Minuten, inklusive Start und Landung. Damit konnte nur eine Reichweite von höchstens 50 km verwirklicht werden. Dem geplanten militärischen Einsatz standen zudem die bauartbedingte extreme Lärmentwicklung und die hellen Flammen aus den Staustrahltriebwerken entgegen, die sich nachts zu einem strahlenden Kreis vereinigten. Große Probleme bereiteten im Notfall beim Triebwerksausfall auch die anspruchsvollen Flugeigenschaften während der Autorotation im Sinkflug. Die Staustrahltriebwerke erzeugten bei fehlendem Schub einen beachtlichen Luftwiderstand, wodurch die Sinkgeschwindigkeit während der Autorotation mit 15 m/s etwa doppelt so hoch war, wie bei konventionellen Hubschraubern. Aufgrund der systembedingten Einschränkungen wurde das weit entwickelte Projekt 1956 aufgegeben.
Technische Daten:

Besatzung2
Länge4,54 m
Rotordurchmesser6,9 m
Höhe2,39 m
Leergewicht257 kg
Startgewicht max.490 kg
Höchstgeschwindigkeit62 kts
Reichweite30 NM
Triebwerke2 x Hiller 8RJ2B
Art und LeistungStaustrahltriebwerke mit insg. 27 kg Schub

Femdfotos: Air and Space Museum

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