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Grumman X-29

Experimentalflugzeug zur Erforschung negativ gepfeilter Flügel

Das Versuchsflugzeug Grumman X-29 zählt auf Grund seiner Formgebung zu den ungewöhnlichsten Flugzeugen in der Geschichte der Luftfahrt. Es handelt sich dabei um ein Experimentalflugzeug, bei dem die Idee von vorwärts gepfeilten Flügeln verwirklicht wurde. Betrachtet man das Flugzeug von oben, so sieht es auf den ersten Blick so aus, als flöge es rückwärts.

 

Der Vorteil der negativen Pfeilung von Tragflächen liegt in einem geringeren Luftwiderstand, einer besseren Manövrierfähigkeit, einem höheren Anstellwinkeln durch größeren Auftrieb und somit einer niedrigen Abrissgeschwindigkeit. Bei den ersten Testflügen zeigte sich, dass der Luftstrom nach innen zum Rumpf hin floss, anstatt wie bei rückwärtsgepfeilten Flugzeugen nach außen. Die Konsequenz daraus war, dass ein Strömungsabriss erst viel später auftreten konnte. Man fand also heraus, dass die Konstruktion ihren konventionellen Mustern bei Flugmanövern mit geringer Geschwindigkeit oder hohem Anstellwinkel überlegen war.

 

Der Nachteil bestand darin, dass die verwendeten Materialien stärker beansprucht wurden und dass sich die Maschine in kritischen Fluglagen schwer steuern ließ. Dieser wurde durch Verwendung moderner Verbundwerkstoffe und Nutzung eines computergesteuerten fly-by-Wire Flugsteuerungssystems kompensiert.

 

Phase 1 des Projekts begann im Dezember 1984 und lief bis 1988. Untersucht wurden Flugeigenschaften, Leistung und Systemintegration.

 

Phase 2 des Programms beschäftigte sich mit dem hohen Anstellwinkel und der Frage, ob die Erkenntnisse militärisch genutzt werden können. Der zweite Prototyp wurde mit Stickstofftanks ausgerüstet, die über Regelventile mit zwei kleinen Düsen am vorderen oberen Teil der Nase Pressluft in die Verwirbelungen dieses Bereichs spritzen, um diese zu verringern. In Windkanaltests wurde zuvor bewiesen, dass das System funktioniert.

 

Als Ergebnis enstand eine einzigartige technische Datenbank, die in der Konzeption und Entwicklung von zukünftigen Flugzeugen verwendet wurde.

 

Das Flugzeug verfügt über kein Höhenrude am Heck, sondern nur über ein Seitenleitwerk in Normalbauweise. Die Änderung der horizontalen Fluglage wird durch bewegliche Vorflügel (Canards) erreicht, die sich vorne bei den Lufteinlässen der Triebwerke befinden. Die Hauptflügel sind weit nach hinten verlegt. An den Flügelwurzeln wird die Tragfläche am Rumpf bis zum Heck verlängert, so dass zusätzlicher Auftrieb entsteht.

 

Insgesamt wurden 2 Versuchsflugzeuge dieses Typs gebaut. Das Programm wurde von 1984 bis 1992 durchgeführt. Ein Serienfertigung war nie geplant.

Besatzung:1
Länge:14,66 m
Spannweite:8,29 m
Höhe:4,27 m
Flügelfläche:17,54 m²
Leergewicht:6169 kg
Startgewicht:7983 kg
Zuladung:1.810 kg
Antrieb:1 x General Electric F404-GE-400
ArtTurbofan
Leistung71,2 kN Schub
Höchstgeschwindigkeit:1.700 km/h
Maximale Flughöhe:15.240 m
Flugreichweite:ca. 600 km
Flugzeitca. 1 Stunde
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Am gesamten Test Flugzeug sind ca. 15 cm lange Fäden befestigt, die die Strömungsverhältnisse am Objekt in dieser Flug Lage optisch sichtbar machen. So ist hier zum Beispiel zu sehen, dass die Fäden auf den Tragflächen senkrecht nach oben zeigen, was durch den starken Auftrieb in diesem Bereich erreicht wird.

 

Zwei Düsen am oberen Teil der Nase drücken Pressluft in die Luftströmung, um die Reibung zu verringern. Am Heck befinden sich Messinstrumente.

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