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General Dynamics F-111A Aardvark

Das erste in Serie produzierte Kampfflugzeug mit Schwenkflügel

Ursprünglich als TFX (Tactical Fighter „X“) bekannt, wurde die F-111 entwickelt, um die Anforderungen der U.S. Air Force (USAF) an einen neuen taktischen Jagdbomber zu erfüllen. 1960 kombinierte das Verteidigungsministerium die Anforderungen der USAF mit dem Bedarf der Navy an einem neuen Luftüberlegenheitsjäger. Die F-111A der USAF flog erstmals im Dezember 1964, und die ersten Serienmodelle wurden 1967 an die USAF ausgeliefert. Inzwischen wurde das F-111B-Programm der Navy eingestellt. Insgesamt wurden 566 General Dynamics F-111 aller Baureihen gebaut; 159 davon waren F-111As. Obwohl die F-111 inoffiziell als Erdferkel bezeichnet wurde, erhielt sie den Namen erst offiziell, als sie 1996 ausgemustert wurde.

 

Ein interessantes Merkmal des Flugzeugs waren seine Flügel mit variabler Geometrie. In der Luft können die Flügel für Starts, Landungen oder Langsamflug nach vorne und für Hochgeschwindigkeitsflüge nach hinten gepfeilt werden. Die F-111 konnte auch auf sehr niedrigem Niveau fliegen und bei schlechtem Wetter Ziele treffen.

 

Im Frühjahr 1968 testete die USAF die F-111A in Südostasien mit gemischtem Erfolg. 1972 gab die USAF nach der Behebung früherer Probleme die F-111A für die Operation Linebacker II nach Südostasien zurück, wo sie sehr effektive Nachtangriffe gegen nordvietnamesische Ziele durchführte.

 

Die F-111 tat als Jagdbomber von 1967 bis 1997, zuletzt mit der Baureihe F-111F, Dienst in den USA. Die Elektronikaufklärungsvariante EF-111A wurde 1999 ausgemustert. Die RAAF flog das Muster von 1973 bis 2010.

 

Die ausgestellte F-111A ist so gekennzeichnet, wie sie 1972-1973 erschien, als sie dem 474. Tactical Fighter Wing während “Linebacker II” zugeteilt wurde, den schwersten Bombenangriffen der US Air Force seit Ende des Zweiten Weltkriegs, mit dem Ziel der Zerstörung wichtiger Einrichtungen um Hanoi und Haiphong.

AufgabeAllwetter-Angriffs-/ Abfangjäger
Besatzung2
.1 Waffensystemoffizier
Länge22,40 m
Spannweite19,20 m
     eingeschwenkt9,74 m
Höhe5,22 m
Flügelfläche61,07 m²
     eingeschwenkt48,77 m²
Leer21.537 kg
Maximal beim Start48.536 kg
Triebwerke2 Pratt & Whitney TF30-P-100
ArtTurbofans mit Nachbrennern
Schub111,65 kN mit Nachbrenner
Geschwindigkeit2.660 km/h in 11.000 m
max. Reichweite4.700 km ohne Last
Dienstgipfelhöhe18.290 m
Geschütze1 x M61A1 Vulcan (optional)
BombenExtern: 14.288 kg
.(Waffenschacht + Außenstationen).
.Darunter 36 Mk.82 (340 kg)
.und 26 M117 (454 kg) Bomben
.oder 26 Mk.82 (340 kg)
..

Technische Kurzbeschreibung:

 

  • Rumpf: Ganzmetall-Halbschalenbauweise unter Verwendung von Titan und Stahl für Verstärkungselemente – nebeneinanderliegende Sitze – Lufteinläufe hinter dem Cockpit unter den Tragflügeln – Triebwerke im hinteren Teil nebeneinander –

 

  • Tragwerk: Schulterdecker mit veränderlicher Tragflügelgeometrie – Flügelpfeilung zwischen 16° und 72° veränderbar – dabei Außenaufhängung stets parallel zur Flugzeuglängsachse –

 

  • Leitwerkgepfeilte Normalbauweise in Ganzmetall – Höhenleitwerk mit leicht negativer Form –

 

  • Fahrwerk: einziehbar – Bugrad zwillingsbereift.

Geschichte und technische Beschreibung:

 

Zu Beginn der 1960er Jahre bestellte das Pentagon einen 2-sitzigen Mehrzweckjäger und taktischen Bomber mit veränderlicher Tragflügelgeometrie, der für die Luftstreitkräfte und die Marine der USA gedacht war. Die Anforderungen der US Air Force an einen Jagdbomber und Langstrecken-Jäger als Ersatz für die McDonnell Douglas F-4 und die Vought F-8 sollte das Projekt unter einen Hut bringen. Die vor dem Vietnamkrieg übliche Design-Doktrin der USA konzentrierte sich auf sehr hohe Geschwindigkeit, hohe Leistung und gelenkte Luft-Luft-Raketen. Für die US-Navy bedeutete der Trend zu immer größeren und stärkeren Jägern ein Problem:

 

  • Die damalige Generation von Marinejägern war bereits nur noch schwer zur Landung auf einem Flugzeugträger-Deck fähig, und ein nochmals größeres und schnelleres Flugzeuge würde noch schwieriger sein.

 

  • Ein auf hohe Geschwindigkeiten optimierter Rumpf mit stark gepfeilten Flügeln ist bei Reisegeschwindigkeit ineffizient, was die Reichweite, Nutzlast und Ausdauer reduziert und zu sehr hohen Landegeschwindigkeiten führt.

 

  • Andererseits hat ein Rumpf mit geraden oder mäßig gewinkelten Flügeln eine geringere Endleistung im Kampf, ist allerdings einfacher zu handhaben und kann schwere Lasten mit einem Minimum an Treibstoff über weite Strecken tragen.

 

Diese Überlegungen führten zum Schwenkflügel der F-111:

 

Mehrere Hersteller gaben Angebote ab, am Ende blieben jedoch nur General Dynamics und Boeing übrig. Die Air Force und die Navy hatten sich für den Boeing-Entwurf entschieden, aber der US-Verteidigungsminister Robert McNamara überstimmte sie und wählte den kostengünstiger erscheinenden Entwurf von General Dynamics.

 

Aus dem Entwurf wurde ein Flugzeug mit 20 Tonnen Leergewicht und einem maximalen Startgewicht von fast 50 Tonnen. Das Flugzeug wurde von zwei Pratt & Whitney TF-30 Turbofans der 80-kN-Klasse angetrieben und war mit einem Cockpit für 2 nebeneinander sitzende Besatzungsmitglieder ausgestattet.

 

Die Schulterdecker-Flügel waren an zwei großen Drehlagern befestigt, die dem Flugzeug erlaubten, mit einer mäßigen Pfeilung von 16 Grad maximalen Auftrieb und minimale Start- und Landegeschwindigkeiten zu erzielen. Mit 35 Grad Pfeilung konnte eine hohe Unterschall-Marschgeschwindigkeit eingehalten werden. Bei 72,5 Grad Pfeilung wurde eine hohe Endgeschwindigkeit von Mach 2,4 erreicht.

 

Trotz der Bezeichnung F (Fighter = Jagdflugzeug) im Namen war die F-111 tatsächlich ein Bomber.

 

Die Produktionsversionen der F-111 hatten keine Schleudersitze, das komplette Cockpit wurde als Rettungskapsel herausgeschossen und schwebte unter einem Fallschirm von 21 Meter Durchmesser zur Erde. Da es druckdicht war, hätte die Besatzung darin auch ohne Druckanzüge oder Sauerstoffmasken überleben können.

 

Der erste Flug fand am 21. Dezember 1964 statt, und die Einführung in den aktiven Dienst bei der USAF begann 1967. Die F-111 diente von 1967 bis 1998 in der US Air Force. Sie war das erste serienmäßig produzierte Flugzeug mit Schwenkflügeln.

 

Es folgten verschiedene andere Typen mit Schwenkflügel, darunter die sowjetischen Suchoi Su-17 (1966), Mikojan-Gurewitsch MiG-23 (1967) und der Bomber Tupolew Tu-160 (1981), der amerikanische Marine-Jäger Grumman F-14 (1970) und der Rockwell B-1-Bomber (1974) sowie der europäische Panavia Tornado (1974).

Bordkanone Vulcan M61 A1: sechsläufige Gatling-Kanone der General Dynamics F-111

Die Waffe ist eine mehrrohrige Gatlingkanone von General Electric Comp., deren Erprobung 1953 begann. Das Rohrbündel dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn, wobei das Gehäuse feststeht. Praktisch bedeutet dies, dass die Wärmeentwicklung und Korrosion der Rohre durch Pulvergase auf ein Minimum reduziert und die Rohrlebensdauer verlängert wird. Die sechs Rohre ermöglichen eine hohe Kadenz und Feuerdichte. Dieses führt jedoch zu Problemen bei der Munitionszuführung. Bis 1956 wurde daher ein gurtloses System entwickelt, aber jedes Flugzeugmuster benötigte eine speziell angefertigte Lafettierung.

Zur Zeit gibt es ca. 30 Varianten. Am weitesten verbreitet ist das Muster M 61 A1. Als erstes Flugzeug erhielt der Starfighter die Kanone (Munitionsvorrat 260 Schuss). ln größeren Flugzeugen erhöhte sich dieser auf ca. 600 bis 2.000 Patronen. Die Kanone kann in speziellen Behältern auch als Außenlast mitgeführt werden.

Kaliber20 mm
Rohrlänge1.524 mm
Anzahl der Felder9
Anzahl der Züge9

Munition20 x 102 mm
Kadenz4000 / 6000
.Schuss/min.
Geschwindigkeit1.055 m/sec.

Die M61 GAU-4 20 mm Vulcan mit den beiden Modellen M61A1 und M61A2 ist ein hydraulisch angetriebene, sechsläufige, elektrisch gefeuerte und mechanisch geladene Gatling mit einer einstellbaren Kadenz von 4.000 oder 6.000 Schuss pro Minute.

Mehrläufige Kanonen bieten zwei große Vorteile, nämlich zum einen eine hohe Feuerrate und zum anderen eine längere Lauflebensdauer. Während sich die 6 Läufe drehen, passieren sie die verschiedenen Stationen des Feuerablaufs. Jeder Lauf wird in der oberen Position abgefeuert, danach wird die Hülse ausgestoßen und der Lauf neu geladen. Daraus resultiert, dass sich die Feuerrate mit der Anzahl der Läufe multipliziert. Durch die hohe Feuerrate erhöht sich aber nicht der Verschleiß, da jeder Lauf nur 1/6 der Feuerrate abgibt. Innerhalb der grossen Trommel sind die Projektile mit den Spitzen zur Mitte hin wie in einer riesigen Schraube angeordnet (gewickelt), die sie zum Fördergurt und schließlich zur Kanone bewegt. Danach werden die leeren Hülsen zurück in die Trommel befördert.

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