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Eurocopter EC 135 T2i

Zivilschutz-Hubschrauber des Bundesministerium des Innern

Deutschlandweit stellt der Bund an 12 Luftrettungszentren 18 Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) zur Verfügung. Seit Ende 2008 sind an allen 12 Luftrettungszentren Hubschraubers des Musters Eurocopter EC 135 T2i eingesetzt. Ihr Funkrufname lautet „Christoph“, an den Namen angehängt ist die jeweilige Standortnummer. Der Name ist vom heiligen Christophorus abgeleitet. Er ist der Schutzpatron der Reisenden, Seeleute, Kraftfahrer und Luftschiffer. Die orangefarbenen Hubschrauber des Zivilschutzes sind Teil des Ausstattungspotenzials, das der Bund den Ländern für den Katastrophen- und Zivilschutzfall zur Verfügung stellt.


Mit Hilfe der ZSH können:

 

  • Schwerverletzte oder Erkrankte nach erster Behandlung vor Ort abtransportiert,

  • Schadensstellen erkundet und überwacht,

  • Bevölkerungsbewegungen beobachtet und gelenkt,

  • Radioaktive Strahlung aus der Luft gemessen sowie

  • Spezialisten und Material herbeigeschafft werden.

 

Die Länder setzen die ZSH ergänzend zum bodengebundenen Rettungsdienst ein. Jeder Zivilschutz-Hubschrauber führt eine medizinische Ausstattung zur Behandlung einer Vielzahl von Notfällen mit, wie z.B. von internistischen, chirurgischen und neurologischen Notfällen oder zur Behandlung von Kindernotfällen. Der ZSH kann bis zu zwei Verletzte liegend transportieren. Eine Notarzt und ein Rettungsassistent gehören neben dem Piloten zur ständigen Besatzung. Die Notärzte stellt grundsätzlich das jeweilige Stationskrankenhaus, die Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten stellen die Hilfsorganisationen und Berufsfeuerwehren. Alle ZSH werden von Piloten der Bundespolizei geflogen. Die Verträge mit den Krankenhäusern, Hilfsorganisationen und Berufsfeuerwehren schließen die Träger ab. Ihnen sind auch die finanziellen Belange der Zivilschutz-Hubschrauber übertragen.

 

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nimmt alle Aufgaben der Verwaltung wahr, die sich aus dem Betrieb ergeben. Dazu gehören unter anderem die Hubschrauber im Auftrag des Bundesministeriums des Innern zu beschaffen und auszustatten. Um die Ausbildung der Notärzte zu unterstützen, findet bis zu zweimal jährlich ein Einweisungsseminar für Ärzte auf Zivilschutz-Hubschraubern statt. Das BBK richtet an seiner Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) einmal jährlich das Seminar „Qualitätssicherung für Zivilschutz-Hubschrauber – Jahrestagung“ aus.

 

Eine Vielzahl von technischen Neuerungen kennzeichnet die Ausstattung der neuen Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH).


Beispiele hierfür sind:

 

  • Das aktive Hinderniswarnsystem Hellas (Helicopter Laser Radar). Dieses weltweit einzigartige System warnt vor dem Einflug in Hindernisse unter Sichtflugbedingungen bei Tag und Nacht und leistet so einen erheblichen Beitrag zur Steigerung der Flugsicherheit.

  • Das digitale Navigationssystem EuroNav IV. Es zeigt dem Piloten auf einem Bildschirm im Cockpit den kürzesten Weg zum Zielort und ermöglicht die hausnummergenaue Navigation.

  • Das Satellitenfunknetztelefon für Sprache und Daten. Es ermöglicht auch bei schlechtem Funkempfang jederzeitigen Kontakt zur Rettungsleitstelle oder zum Zielkrankenhaus.

  • Im ZSH ist eine ACAS (Traffic Alert and Collision Avoidance System) Anlage eingebaut. Sie warnt die Besatzung vor sich nähernden Luftfahrzeugen.

  • Der Rüstsatz Strahlenmessen aus der Luft ist im ZHS uneingeschränkt nutzbar.

  • Alle Hubschrauber sind für den Einsatz des Doppellasthakens vorgerüstet und können beim Einsatz des Rettungstaus eingesetzt werden.

  • Jeder ZSH ist zur Ortung von Lawinenverschütteten für das System Ortovox vorgerüstet.

 

Seit Anfang 2010 sind die ZSH in das System „RescueTrack“ integriert. Dieses Positionsdarstellungssystem zeigt den Rettungsleitstellen über eine gesicherte Internetseite den Standort von Luftrettungsmitteln in Echtzeit mit aktuellen Informationen über den Flugweg und die Verfügbarkeit. Mit diesem System kann der Hubschrauber effizienter eingesetzt werden und die Zeit bis zur ärztlichen Erstversorgung verkürzt werden.

 

Zu der medizinischen Ausstattung aller ZSH gehören unter anderem:

 

  • Patiententransportmittel (z. B. Patiententrage, Vakuummatratze, Spineboard)

  • Atemgeräte und Beatmungsgeräte (z. B. Sauerstoffanlage, Beatmungsgerät, Absauggerät, Intubationsgerät)

  • Medizinisches Gerät für Diagnostik und Überwachung

  • Geräte zur Injektion und Infusion

  • Defibrillator mit EKG-Monitor und beispielsweise externem Herzschrittmacher

  • Arznei-, Verband- und Pflegemittel

 

Neben dieser Ausstattung ist jeder ZSH mit Rettungs- und Persönlicher Schutzausrüstung bestückt.

 

Die Zivilschutz-Hubschrauber des Bundes sind an folgenden Luftrettungszentren stationiert:

 

  • Frankfurt am Main (Christoph 2)

  • Köln (Christoph 3)

  • Hannover (Christoph 4)

  • Kassel (Christoph 7)

  • Duisburg (Christoph 9)

  • Siblin (Christoph 12)

  • Bielefeld (Christoph 13)

  • Traunstein (Christoph 14)

  • Kempten (Christoph 17)

  • Hamburg (Christoph 29)

  • Güstrow (Christoph 34)

  • Brandenburg (Christoph 35)

Technische Daten:  betrifft Grundversion

HerstellerEurocopter
Nutzungleichter Mehrzweckhubschrauber
Besatzung1 bis 2
Passagiere5 bis 7
Antrieb2 x Turbomeca
TypArrius 2B1 (EC 135T2)
.mit dig. Triebwerkskontrolle
optional 2 x Pratt & Whitney Canada
TypPW 206B (EC 135P2)
LeistungArrius = 519 kW max.
Abmessungen.
Rumplänge10,20 m
Rumpfbreite1,56 m
Breite über alles2,62 m
Länge über alles12,16 m
Höhe3,90 m
Hauptrotordurchmesser10,2 m
Rotorkreisfläche81,7 m²
Durchmesser des Fenestron1,0 m
Fenestronkreisfläche2,84 m²
Kabinenlängeca. 3,5 m
Kabinenbreite1,5 m
Kabinenhöhe1,26 m max.,
.1,15 m hinten
Kabinenfläche3,3 m²
Kabinenvolumen3,8 m³
Gepäckraumvolumen1,1 m³
Massen:.
Leermasse1.490 kg
Zuladung1.265 kg
max. Kraftstoff545 kg
Langstreckentank720 kg optional
Startmasse2.835 kg max.
Startmasse mit Außenlasten2.900 kg
Flugleistungen:.
max. Fluggeschwindigkeit260 km/h
Marschgeschwindigkeit240 km/h
witrschaftl. Geschwindigkeit225 – 235 km/h
Dienstgipfelhöhe3.045 m
Steigrate7,6 m/s
Reichweite620 km
Einsatzdauer3:30 Stunden ohne Reserve

Beschreibung: betrifft Grundversion

 

Der Eurocopter EC 135 ist ein leichter 2-motoriger Vielzweck-Hubschrauber, eine Gemeinschaftsentwicklung aus Deutschland und Frankreich. Bei der Bundeswehr wird der EC 135 u.a. als Schulungsflugzeug in der fliegerischen Grundausbildung eingesetzt. Grunsätzlich kann er auch anderen Aufgaben dienen, z. B. als Rettungshubschrauber.

 

Entwicklungsgeschichtlich stammt die EC 135 direkt von der erfolgreichen MBB BO 105 ab. Auf deren Basis entwickelte man in den 1980er Jahren das Modell BO 108, das ursprünglich nur als Demonstrationsmodell für neue Technologien dienen sollte. Hier ist vor allem die Fly-by-Wire-Steuerung und ein neuer gelenk- und lagerloser Hauptrotor hinzu gekommen, der die störenden und materialermüdenden Vibrationen auf ein Minimum reduziert, dabei agil reagiert und verhältnismäßig leise ist. Die Gelenke konnten durch verwindungsfähige GFK-Blätter eingespart werden. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Zelle des Hubschraubers EC 135 zum grössten Teil aus CFK gefertigt ist.

 

MBB brachte den BO 108-Prototypen in das 1992 gegründete Unternehmen Eurocopter mit ein. Inzwischen sah man für einen auf der BO 108 basierenden Helikopter gute Marktchancen, so dass man die alten Konstruktionspläne wieder aus den Schubladen holte. Der französische Teil von Eurocopter (ehem. Aerospatiale) steuerte den neuen Fenestron-Heckrotor bei, der nochmals eine deutliche Geräuschreduzierung und einen Sicherheitsgewinn versprach, da keine freistehenden rotierenden Teile vorhanden sind.

 

Eurocopter EC 135 – Fenestron HeckrotorFür die EC 135 stehen zwei 2-motorige Varianten mit vollautomatischer elektronischer Triebwerkssteuerung (FADEC) nach dem neuesten Stand der Technik zur Wahl. Vom Anlassen bis zum Abschalten des Triebwerks gewährleistet das FADEC-System maximale Leistung und Sicherheit sowie optimalen Kraftstoffverbrauch. Beide Varianten (EC 135 T2i mit Turbomeca Arrius 2B2 und EC 135 P2i mit Pratt & Whitney PW206B2) zeichnen sich aus durch optimale Notleistungswerte (OEI) bei Ausfall eines der Triebwerke – für jeden Betreiber ein zusätzliches Plus an Sicherheit.

 

Für das Cockpit dieses neuen allwetterfähigen Militär-, Polizei- und Rettungshubschraubers hat das deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen Eurocopter ein unter technologischen und ergonomischen Aspekten völlig neues Konzept entwickelt. Dabei werden die im klassischen Hubschrauber gewohnten Cockpit-Instrumente zusammengefasst und mit weiteren, für die Allwetter-Tauglichkeit des Systems erforderlichen Informationen über Displays dargestellt.

 

Am 15. Februar 1994 hob die auf den neuen Heckrotor umgebaute BO 108-A1 als erster Hubschrauber der neuen Bauserie EC 135 in Ottobrunn zu ihrem Erstflug ab. 1996 lief dann die Serienproduktion an. Der Helicopter ist mit 86 dB nur geringfügig lauter als der EC 130.

 

Der 2-motorige Leichthubschrauber zeichnet sich vor allem durch hohe Sicherheit und Manövrierfähigkeit aus. Er soll der kostengünstgste seiner Klasse sein.

 

Um den Wünschen militärischer Kunden gerecht zu werden, wird mit der EC 635 auch eine Version als leichter Kampf-, Transport- und Beobachtungshubschrauber angeboten.

Ein Fenestron (= Fenster) ist ein umschlossener Heckrotor eines Hubschraubers. Er dient zum Ausgleich des Drehmoments des Hauptrotors und ist als Mantelpropeller in den Heckausleger versenkt eingebaut. Während herkömmliche Heckrotoren maximal 6 Rotorblätter besitzen, haben Fenestrons zwischen 8 und 18 Blättern. Dadurch wird der Betriebslärm über mehrere Frequenzen verteilt und wirkt damit insgesamt leiser.

 

Vorteile:

 

  • Größere Bodenfreiheit des Heckauslegers und eine geringe Anfälligkeit gegenüber Fremdkörpern, bei militärischen Hubschraubern auch gegenüber Beschuss

  • Geräuschentwicklung wird stark reduziert, da die Blattspitzen nicht frei umlaufen.

  • Durch die höhere Blattanzahl bewirkt dies auch geringere Vibrationen

 

Nachteile:

 

  • Höheres Gewicht durch die Kapselung, daher eignet es sich eher nur für kleinere und mittelgroße Typen, es wäre bei großen Hubschraubern schon zu schwer

  • Höherer Bauaufwand

  • Höherer Energiebedarf

 

Airbus Helicopters und das Vorläuferunternehmen Eurocopter setzten diese Technologie bisher am häufigsten ein. Der Fenestron wurde erstmals von Sud Aviation aus Frankreich zum Einsatz gebracht.

 

Umbenennung von Eurocopter (EC) zu Airbus Helicopters (H):

 

Airbus Helicopters hat die Mehrheit seiner Produkte im Jahr 2015 umbenannt, um ein schlüssiges und leicht verständliches Angebot für seine Kunden zu erreichen und das von den Kunden erwartete Maß an Spitzenleistungen in der Hubschrauberindustrie zu realisieren.

 

Airbus Helicopters, von 1992 bis 2013 Eurocopter, ist ein europäischer Hersteller von Hubschraubern, der 1992 aus den Hubschrauber-Sparten der DASA und der französischen Aérospatiale entstand. Airbus Helicopters ist eine hundertprozentige Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus Group (früher EADS). Airbus Helicopters ist weltweit führend am zivilen und halbstaatlichen Markt für Hubschrauber bei einem Marktanteil von 50% im Jahr 2017. In 2016 waren insgesamt etwa 12.000 Hubschrauber von etwa 3.000 verschiedenen Betreibern im Einsatz.

 

Folgende Produkte stehen derzeit im Angebot von Airbus Helicopters:  (Stand: 2020)

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