Die English Electric Canberra war Großbritanniens erster Düsenbomber. Sie war ein zweistrahliges britisches Militärflugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges. Wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Flughöhe operierte sie außerhalb der Reichweite der damaligen Jagdflugzeuge. Dieses Flugzeug wurde in verschiedenen Versionen gebaut. Zuerst als Bomber, danach u.a. als Trainer, Aufklärer, Nachtbomber, Raketenträger und Zielschleppflugzeug.
Insgesamt wurden 1.352 Canberras produziert, darunter 48 Flugzeuge für die Royal Australian Air Force und 403 Martin EB-57B Canberra als US-Lizenzbau. Die erste britische Einsatzstaffel war ab Mai 1951 die 101. Squadron in RAF Binbrook und im Bereich der RAF Germany war ab August 1954 die 149. Squadron in RAF Gütersloh der erste Verband. Im Jahr 1955 gab es 35 aktive Canberra-Bomberstaffeln in der RAF und bei der RAF Germany waren Canberras bis Anfang der 1970er Jahre stationiert.
Auch die Bundeswehr übernahm Maschinen dieses Typs. Ab 1966 dienten sie u.a. als Erprobungsträger für neue Navigations- und Zielerfassungsgeräte. Die Maschinen kamen bei der Bundeswehr spät zum Einsatz. Drei Canberra wurden 1964 von der RAF gekauft. Ab 1966 flogen die Flugzeuge der Luftwaffe bei der Erprobungsstelle 61 in Manching als Erprobungsträger neuer Navigations- und Feuerbekämpfungssysteme. Später dienten zwei Maschinen dem Amt für Wehrgeophysik zu Vermessungsflügen. Die dritte Maschine wurde bei Rhein-Flugzeugbau modifiziert und von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt genutzt.
Verschiedene Versionen wurden nach Argentinien, Kanada, Chile, Ecuador, Äthiopien, Frankreich, Indien, Neuseeland, Pakistan, Peru, Rhodesien, Südafrika, Schweden, Venezuela und Westdeutschland exportiert. Die RAF Germany flog die Canberra etwa zwei Jahrzehnte. In der deutschen Bundeswehr wurden 1963 bis 1993 drei Exemplare beim Amt für Militärisches Geowesen für Bildflüge eingesetzt. Am 23. Juni 2006 wurden die letzten Canberras der RAF nach 55 Jahren offiziell außer Dienst gestellt.
Die USA und Kanada bauten in Lizenz unter der Bezeichnung Martin EB-57B Canberra. In der U.S. Air Force verwendete man die Martin B-57 als Nachfolger der B-26 Invader, unter anderem als Bodenangriffsflugzeug Martin B-57 im Vietnamkrieg. Andere Einsätze fanden während der Suez-Krise 1956 und im malayischen Bürgerkrieg durch die RAF sowie in den Kriegen zwischen Äthiopien und Eritrea bzw. Somalia, in den Indo-Pakistanischen Kriegen und in den „Buschkriegen“ Rhodesiens und Südafrikas statt. Eine für den Höheneinsatz modifizierte Version stellte 1957 mit 21.430 m einen Höhenweltrekord auf und diente der USAF vor der Indienststellung der Lockheed U-2 zu Spionageflügen über China und der Sowjetunion.
Zu einem Sonderstatus kam die Martin B-57G. Für Angriffe zur Unterbrechung des Nachschubverkehrs über den Ho-Chi-Minh-Pfad wurden 16 Nacht-Intruder B-57G umgebaut und mit einem abgeschlossenen „Nachtangriffspaket“ in der stark veränderten knollenförmigen Nase versehen. Dieses von Westinghouse entwickelte Paket enthielt vorwärts gerichtetes Suchradar, FLIR, ein Tiefflugvideoaufnahmegerät sowie einen Laser-Reichweiten- und Zielerfassungssucher.
Elf dieser Flugzeuge wurden ab September 1970 an das 13. Bombergeschwader auf dem Luftwaffenstützpunkt Ubon in Thailand geliefert und erwiesen sich bei der Operation „Tropic Moon III“ als äußerst erfolgreich. Sobald das Ziel von den Sensoren entdeckt und erfasst war, wurde per Lasersystem die Entfernung bestimmt und das Ziel markiert, so dass eine 227 kg Bombe aus der Serie Paveway I mit großer Genauigkeit darauf Kurs nehmen konnte. Mit diesem Paket konnte die Martin B-57 schließlich die Funktion eines „Nachtintruders“ erfüllen.
Im Rahmen des „Pave Gat“-Programmes wurde mindestens eine B-57G mit dem dreiläufigen 20mm Geschütz XM197 auf einer einstellbaren Vorrichtung (im Bereich des Bombenschachts) bestückt, um sie als „Gunship“ einzusetzen. Die Tests waren zwar erfolgreich, doch die Maschine wurde nie für Einsätze in Vietnam benutzt.