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Die Breguet Atlantic fliegt seit 1966 für die Deutsche Marine. Die 14 Seefernaufklärer / U-Bootjagd-Flugzeuge (Maritime Patrol Aircraft, MPA) und die 4 Meßflugzeuge (Signal Intelligence, SIGINT) stellen eine wesentliche Komponente in der Seekriegsführung dar:
als Seefernaufklärer durch Seeraumüberwachung, Aufklären gegnerischer Seestreitkräfte und zur Zieldatenübermittlung,
als U-Bootjagd-Flugzeug durch autonome U-Bootjagd, U-Bootjagd im Verbund mit Überwassereinheiten in See und Zusammenarbeit mit U-Booten,
als Meßflugzeug bei der Erfassung elektromagnetischer Signale und bei der Erstellung einer „Electronic Order of Battle“ und
auch für Such- und Rettungseinsätze ist ein Einsatz möglich.
Die Flugzeuge sind im Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholz zusammengefasst.
Das Flugzeug konnte neben den beiden Piloten noch weitere zehn Mann Besatzung aufnehmen, die – vor Konsolen mit Bildschirmen und Anzeigegeräten sitzend – die Daten der Sensoren auswerteten und die Effektoren bedienten, darunter ein Navigator und ein Kommandant, der die Mission an Bord führte und an dessen Weisungen auch die Piloten gebunden waren, soweit die Sicherheit des Fluges nicht tangiert wurde. Der Navigator und das von ihm kontrollierte Navigationssystem steuerte in der Regel über den Autopiloten auch das Flugzeug/Flugprofil im Einsatzgebiet. Die Aufgabe der Piloten reduzierte sich dabei auf die Beobachtung eventueller Bedrohung.
Im unteren Bereich sind die Bombenschächte mit den aufgehängten Torpedos einsehbar. Dahinter sieht man wabenartige Trichter, aus denen flächenabdeckende Sonarbojen verschossen werden können, die der Ortung dienen
Technische Daten: Indienststellung bei der Bundeswehr: 28. April 1967
Besatzung | 2 Piloten und bis zu 10 Mann Besatzung | |||
Länge | 31,62 m | |||
Spannweite mit Pods | 37,22 m | |||
Höhe | 11,32 m | |||
Rumpfhöhe | 4 m | |||
Rumpfbreite | 2,90 m | |||
Flügelfläche | 120,30 m² | |||
Startgewicht | 43.500 kg | |||
Leergewicht | 34.600 kg | |||
Nutzlast | 2.680 kg | |||
max. Kraftstoffmasse | 18.500 kg |
Dienstgipfelhöhe | 10.000 m | |||
Triebwerk | 2 x Rolls-Royce Tyne Mk 21 | |||
Art | Propellerturbinen | |||
Leistung | je 3.700 kW | |||
Propellerdurchmesser | 4,85 m | |||
Einsatzdauer | über 18 Stunden | |||
Höchstgeschwindigkeit | 650 km/h | |||
Reisegeschwindigkeit | 555 km/h | |||
Suchgeschwindigkeit | 320 km/h | |||
Reichweite | 7.700 km | |||
Start-/Landestrecke | 1.350 m / 980 m |
Verbleib der Breguet Atlantic:
Das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholz verfügte zuletzt über eine Maschine der SIGINT Version, die bis Ende 2009 eingesetzt wurden. Die letzte „Bréguet Atlantic“ wurde am 20. Juni 2010 außer Dienst gestellt. Die 14 Seefernaufklärer dieses Typs wurden durch 8 Luftfahrtzeuge der Lockheed P-3C Orion-Klasse ersetzt.
Beschreibung der Ortungsgeräte:
Die „Pods“ an den Tragflächen und auf dem Seitenleitwerk sind passive Antennen des ESM-Systems. Die Radarantennne befindet sich in dem Radom, welcher im vorderen Drittel unter dem Rumpf zu erkennen ist. Dieser kann bei Start und Landung, sowie beim Transit in das Einsatzgebiet eingefahren werden. Die wabenartigen Werfer hinter der Bombenöffnung (s.o.) sind für sog. Sonarbojen, welche für die U-Jagd benötigt werden. Diese sind entweder aktiv, d.h.sie arbeiten als aktives Sonar (mit Ping) oder passiv als Hydrophon, um die Geräusche im Wasser aufzunehmen. Das verlängerte Teil am hinteren Ende ist ebenfalls ein passiver Sensor, welcher das Magnetfeld der Erde vermisst und damit Veränderungen feststellen kann, z.B. wenn sich unter der Wasseroberfläche ein U-Boot befindet.
Breguet ATLANTIC BR 1150 M:
Dieses von der Bundeswehr betriebene Flugzeugmuster Breguet 1150 M (M = Messversion) ist die SIGINT-Version der Breguet 1150 Atlantic (SIGINT = Signal Intelligence). Die Aufgabenstellung und Ausrüstung unterscheidet sich wesentlich von der abgebildeten Version. Sie dient der ELINT- und COMINT-Aufklärung aus der Luft mit folgender Aufgabenstellung: Erfassung elektromagnetischer Signale zur Lagebilddarstellung und Erstellung einer Electronic Order of Battle. Auch für Such- und Rettungseinsätze (SAR) ist ein Einsatz möglich.
Rolls-Royce Tyne RTY.20 Mk 21:
Das Rolls-Royce Tyne war das stärkste Turboprop-Triebwerk der westlichen Welt und wurde inzwischen von dem TP 400-D6 für den Airbus A400M Atlas abgelöst. Es wurde ursprünglich für das Verkehrsflugzeug Vickers Vanguard entwickelt. Später diente es als Antrieb u. a. für das militärische Transportflugzeug Transall C-160 (Tyne Mk 22) und das hier abgeildete Langstrecken-Seeaufklärungsflugzeug Breguet Atlantic (Tyne Mk 21). Das Triebwerk wurde von seinem Erstlauf im April 1955 bis in die neunziger Jahre hinein von Rolls-Royce und zeitweise in Lizenz von MTU produziert. 470 Tyne Mk 22 und 315 Tyne Mk 21 wurden von 1966 bis 1972 in Lizenz bei MTU gebaut und montiert.
Die einstufige Hochdruckturbine mit 121 Schaufeln aus einer Nickellegierung treibt den 9-stufigen Hochdruckkompressor mit Schaufeln an. Die Länge des Triebwerkes (Mk 21/22) beträgt 2,76 m und der maximale Durchmesser 1,4 m. Ein Triebwerk wiegt 1129 kg. Die Rolls-Royce Tyne treiben jeweils über ein Untersetzungsgetriebe einen Vierblatt-Propeller antreiben. Der Propeller, der hydromechanisch verstellbar ist und einen Durchmesser von 5,48 m hat, besteht aus Aluminium. Die hydromechanische Verstellung der Propellerblätter erfolgt über einen Bereich von +85° (= Segelstellung bis zur Bremsschubstellung – Reversion) bis -15° automatisch über die Leistungshebel.
Mit Wasser-Methanol-Einspritzung kann ein Leistungsverlust der Triebwerke bei Temperaturen großer ISA (Temperatur der Standardatmosphäre = 15°C auf Meereshöhe) bis zu ISA +19 Grad Celsius ausgeglichen werden.
Technische Daten: Mk.21 + Mk.22
Allgemeine Eigenschaften
Typ: 2 Wellen-Turboprop
Länge: 2.762 mm
Durchmesser: 1.400 mm
Trockengewicht: 1.085 kg
Komponenten
Kompressor: Axial, sechsstufige LP, neunstufige HP
Brennkammern: 10 kanülenförmige Flammrohre
Turbine: dreistufige LP, einstufige HP
Kraftstoffart: Avtur
Ölsystem: Drucksprühen / Spritzen mit Trockensumpf gemäß DERD 2487-Spezifikation. Öl
Performance
Maximale Leistung: Äquivalente Leistung von 6.100 PS (4.549 kW)
Gesamtdruckverhältnis: 13,5:1
Luftmassenstrom: 21 kg/s
Turbineneintrittstemperatur: 800° C
Kraftstoffverbrauch: lediglich 0,298 kg/kWh für den Start
Leistungsgewicht: 4,194 kW/kg
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