Versionen der Boeing B-52 Stratofortress:
Ab 1954 wurden die Bomber ausgeliefert. Die B-52A war die erste Serienversion. Allerdings reduzierte die Luftwaffe im Juni 1952 die Bestellung von 13 auf drei Exemplare für Tests, die übrigen zehn sollten als B-Version gebaut werden.
Äußerlich war die B-52A den Prototypen sehr ähnlich. Allerdings wurde die Flugzeugnase verändert. Während die beiden Piloten in den Vorserienmustern noch hintereinander angeordnet waren, wurden ihre beiden Sitze nun nebeneinander angeordnet. Da man mittlerweile erkannt hatte, dass der Bomber unmöglich angreifenden Jägern entkommen konnte, wurde im Heck ein mit 4 MG’s bestückter Waffenstand mit Kaliber 12,7 Millimeter installiert.
Nach nur drei Maschinen wurde die Serienproduktion auf die B-52B umgestellt. Ihr Vorteil lag darin, dass es nun möglich war unterschiedlichste Nutzlastspezifikationen ohne große Umrüstung des Waffenschachts zu transportieren. Zusätzlich konnte nun neben Bombeneinsätzen auch optische Aufklärung geflogen werden. Ein Navigationssystem, welches auch zum exakten Bombenwurf verwendet wurde, wurde installiert. Für den Antrieb der insgesamt hergestellten 50 B-52B sorgten numehr J57-P-19W oder J57-P-29WA.
Als nächste Version folgte die B-52C. Bei ihr wurde die maximale Startmasse auf 203.850 kg erhöht. Diese Serienmaschinen verfügten über größere Tragflächentanks, welche die Reichweite um ca. 500 Meilen erweiterten. Ausgerüstet wurde die B-52C mit dem ASQ-48(V). Es bestand aus dem Zielradar ASB-15 unter dem Bug und dem nach vorne gerichteten Navigationsradar. Der Waffenstand verfügte über vier 12,7 mm-MG. Von dieser Version wurden 35 Flugzeuge gebaut.
Die B-52D war die Langstreckenversion der B-52C. Ab 1956 wurde die B-52D hergestellt. Die Maschinen unterschieden sich nur unwesentlich von der B-52C. Es wurde nun eine Brandunterdrückungsanlage eingebaut und die Fähigkeit zur Aufklärung entfiel.
Durch die verbesserte Luftabwehr der gegnerischen Streitkräfte waren die hochfliegenden Bomber zunehmend bedroht, so dass das SAC das Einsatzprofil der B-52 änderte. Im Rahmen des Big Four-Programms wurden sie ab November 1959 für Tiefflugeinsätze im feindlichen Luftraum ausgerüstet. Dazu gehörten Tiefflugradar, AGM-28 Hound Dog-Raketen und Geräte für elektronische Gegenmanahmen. Die Umrüstung betraf alle eingesetzten Modelle von B-52C bis -H und dauerte bis September 1963. Einsätze im Tiefflug belasteten die Struktur erheblich, daher waren ab 1960 immer wieder zeit- und kostenaufwendige Ausbesserungen nötig.
Diese Version war die älteste, die tatsächlich als Bomber zum Einsatz kam (ab April 1966 im Vietnamkrieg), wenn auch nicht die erste (das war das F-Modell). Mit der D-Version begann die B-52-Produktion im großen Stil. Die Produktion umfaßte 170 Flugzeuge. Die B-52D blieb bis 1983 im Einsatz bei der US-Luftwaffe.
Der Erstflug der B-52E erfolgte am 3. Oktober 1957. Auch bei ihr wurde hauptsächlich die Elektronik auf den neusten Stand gebracht. Neben dem Navigations- und Zielradar ASQ38(V) gehörte zur Ausrüstung noch ein ASB4A Radar, ein APN-89-Doppler, eine Radarkamera von General Electric und ein Kollsman-Astro-Kompaß.
Ab der B-52E forderte man auch die Möglichkeit zum Tiefflug, um das gegnerische Radar zu unterfliegen. Dies erforderte strukturelle Verstärkungen und den Einbau eines besseren Navigationssystems (AN/ASQ-38). 100 B-52E verließen die Produktionshallen.
Der Forderung nach noch mehr Leistung folgte man ab 1958 mit der B-52F. Die B-52F wurden von neuen J57-F-43WB, -P-43WA oder -P-43WB Strahltriebwerken mit einen Standschub von 6230 kp angetrieben. Dadurch mußten auch neue Triebwerkgondeln angebaut werden.
Weitere technische Verbesserungen für alle aktiven B-52 umfassten Anfang der 1960er Jahre ein automatisches System zur Fehlererkennung und -speicherung sowie Maßnahmen gegen Treibstofflecks und -vereisung.
Die B-52F flog erstmals am 6. Mai 1958. Boeing lieferte 89 B-52F aus. Die Luftwaffe begann 1971 mit der Außerdienststellung der B-52F, die bis 1978 andauerte.
Wirklich signifikante Maßnahmen der Kampfwertsteigerung kamen ab 1958 mit der B-52G in den Truppengebrauch. Der Jungfernflug der B-52G fand am 27. Oktober 1958 statt. Ab Februar 1959 erfolgte die Auslieferung an das SAC, die im Januar 1961 abgeschlossen wurde. Die B-52G war mit 193 Einheiten die am meisten gebaute Version der B-52.
Die einzige äußerliche Änderung bei der B52G war das kürzere Seitenleitwerk, obwohl sie ein fast neues Flugzeug war. Das Seitenleitwerk wurde um 2,40 m verkürzt. Die Zelle wurde vollständig neu überarbeitet und die meisten Teile verstärkt. Sie verfügte über die größten Integraltanks – statt Gummitanks -, die bis zu diesem Zeitpunkt in Serie gefertigt wurden. Dadurch erhöhte sich die Treibstoffkapazität auf rund 180.000 Liter.
Die Tragflächen wurden komplett überarbeitet und ihr internes Fassungsvermögen wurde nochmals gesteigert. Bei der B-52G entfielen an der Flächenhinterkante z.T. die Querruder. Der gewonnene Platz diente der Aufnahme von ALE-27 Düppelwerfern.
Die Heckwaffe konnte jetzt über eine Zielverfolgungsantenne ferngesteuert werden, so dass der Bordschütze sich bei der Besatzung im Cockpit befand. Die Steuerung der Heckwaffe erfolgte entweder über ein Radar oder manuell über eine TV-Kamera.
Im Heck befand sich ferner der Radarwarnempfänger APR-25 und der Störsender ALQ-117. Der Einbau dieser Anlage machte eine Verlängerung des Hecks um 1,02 m notwendig. Auch der Bug wurde um 30 cm verlängert. Somit hatte B-52 G eine Gesamtlänge von 49,04 m. Ab der G-Version kamen noch verbesserte Schleudersitze zum Einbau.
An zwei Außenlastenträgern unter den inneren Tragflächen bestand nun die Möglichkeit zwei Luft-Boden-Lenkflugkörper AGM-28 Hound Dog von North American mitzuführen. Zur Selbstverteidigung standen Luftverteidigungslenkflugkörper McDonnell ADM-20 Quail zur Verfügung. Es konnten je zwei ADM-20 im vorderen oder hinteren Bombenschacht untergebracht werden. 30 B-52G wurden auch für die Mitnahme von Harpoon-Anti-Schiff-Lenkwaffen ausgerüstet. Die B-52G war somit die erste Version, die Lenkflugkörper tragen und starten konnte.
Die B-52G kam ab Mitte 1972 im Vietnamkrieg zum Einsatz, wobei sieben Maschinen verloren gingen. Im Zweiten Golfkrieg 1991 flogen sie Angriffe gegen irakische Ziele. Bis 1994 waren alle Exemplare ausgemustert. Die B-52G war das letzte Modell mit Turbojet-Triebwerken.
Als 1959 immer noch kein neuer Bombertyp als Ersatz für die B-52 in Sicht war, begann Boeing mit der Arbeit an einer weiteren, letzten Version, der B-52H. Als letzte Serienversion ist sie heute die einzige noch im Einsatz befindliche Ausführung. Die letztgebauten B-52H rollte am 22. Juni 1962 aus der Halle.
Sie erhielt die neuen Turbofantriebwerke TF33, die Pratt & Whitney aus dem Turbojetmodell J57 entwickelt hatte. Die neuartige Konstruktion ist bei höherer Leistung leichte, leiser und sparsamer im Verbrauch. Dadurch erhöhte sich die Reichweite auf bis zu 16.000 Kilometer.
Die vier 12,7-mm-M3-Heckgeschütze ließ die US-Luftwaffe durch ein ebenfalls ferngesteuertes sechsläufiges 20 mm Gatling-Geschütz vom Typ M61 Vulcan und 1200 Schuß ersetzen.
Im Juli 1962 flog eine B-52H von Seymour Johnson AFB nonstop über die Bermudas, Grönland, Alaska, Kalifornien und Florida zurück zum Heimatstützpunkt. Die dabei zurückgelegte Entfernung betrug 18.140 km. Dieser Rekord wurde 25 Jahre lang nicht überboten. Die B-52H werden ständig mit den neusten elektronischen Geräten modifiziert und auch bei der Bewaffnung immer auf dem neusten Stand der Technologie gehalten.
Drei verschiedene Exemplare der B-52 wurden im Laufe der Jahre umgebaut, erhielten die Bezeichnung NB-52 und dienten der NASA als Mutterschiff, das heißt, sie trugen unter anderem bemannte und unbemannte Experimentalflugzeuge und Raketen in große Höhen, um sie dort für Tests auszuklinken. Die NASA betrieb zwar die Flugzeuge, sie blieben aber Eigentum der US-Luftwaffe mit entsprechender Markierung und Registrierung.