Sowjetisches “Ekranoplan”:
Die sowjetische Marine baute unter dem Namen Ekranoplan eine Anzahl sehr großer Bodeneffektfahrzeuge, wovon im Westen durch Satellitenaufnahmen erstmals das Caspian Sea Monster („kaspisches Seeungeheuer“) bekannt wurde. Die offizielle Bezeichnung des Schiffes war „KM“. Es entstand 1964 und hatte eine Spannweite von nur 40 m bei einer Länge von 106 m und einem Gewicht bis zu 540 Tonnen – seinerzeit das doppelte der schwersten Flugzeuge. Angetrieben von 10 Strahltriebwerken, erreichte die Maschine bis zu 750 km/h bei 280 t Nutzlast. Allerdings wurden 8 von den 10 Triebwerken allein für das Abheben von der Wasseroberfläche benötigt. Sie war darauf ausgelegt, Atomraketen zu tragen und zu starten.
Der militärische Vorteil dieser Maschinen gegenüber Schiffen und U-Booten lag neben der hohen Geschwindigkeit auch darin, dass sie keinen Tiefgang hatten und daher nicht vom aktiven Sonar erfasst wurden; gegenüber Flugzeugen bestand der Vorteil neben der großen Nutzlast in der geringen Flughöhe, was die Radarerfassung erschwerte.
Der technische Fortschritt hat jedoch beide Vorteile inzwischen beseitigt. Moderne Flugzeuge können durchaus auch Tiefflieger, Hubschrauber und Bodeneffektfahrzeuge wahrnehmen. Und die Möglichkeiten moderner Satellitenüberwachungen und Überwachungsflugzeuge beseitigten das Flugüberwachungsradarloch in niedrigen und niedrigsten Flughöhen.
In einem alten Industriekomplex in Nischni Nowgorod lagert heute noch ein Gigant unter den Bodeneffektfahrzeugen: Die 73 m lange und 25 m hohe Spasatel sollte als Rettungsfahrzeug bis zu 500 Passagiere befördern. Obwohl die Mittel des Projekts gestrichen wurden, arbeiten die Mitarbeiter immer noch an der Fertigstellung des Fahrzeugs.
Ein Exemplar der Lun-Klasse befindet sich im Hafen von Kaspijsk am Kaspischen Meer, das dort auf einer Art schwimmenden Plattform steht. 700 Meter östlich davon befindet sich ein Ekranoplan der Orlynok-Klasse (A-90) sowie am Ufer Reste eines demontierten Exemplars.
Bodeneffekt bei anderen Fahrzeugen:
Die als Surface Effect Ships bezeichneten Hybride aus Schiff und Luftkissenfahrzeug, aber auch reine Luftkissenfahrzeuge, sind keine Bodeneffektfahrzeuge im eigentlichen Sinn, da sie ihren „Schwebeffekt“ nicht aerodynamisch durch den Vortrieb erreichen, sondern „autoerzeugt“ durch einen oder mehrere nach unten gerichtete Luftströme, die zwischen Seitentaschen „gefangen“ sind und während des Vortriebes „mitgenommen“ werden. Der namensgebende Begriff “surface effect” ist an dieser Stelle vom Bodeneffekt (engl. “ground effect”) zu unterscheiden.
Die an einer Stelle schwebenden Hubschrauber befinden sich im Moment des Schwebeflugs (Hover) auch in geringen Flughöhen nicht im Bodeneffekt, da sie in diesem Moment streng aerodynamisch betrachtet eher übermotorisierten Luftkissenbooten ohne Seitentaschen gleichen und nicht den auf „Luftrollen“ „reitenden“ Bodeneffektfahrzeugen. Befindet sich ein Hubschrauber jedoch im Tiefflug in Bewegung, kann er, wie jedes andere Fluggerät auch, in einen ökonomisch sinnvollen Bodeneffektflug geraten.
Im Überschallflug befindliche Luftfahrzeuge sind auch in kleinster denkbarer Flughöhe nicht mehr dazu in der Lage, in den Genuss eines Bodeneffektes zu gelangen, da die o.g. „Luftrolle“ bei Überschallgeschwindigkeit „überholt“ und „abgehängt“ wird.
Bei Zeppelinen, Blimps und anderen (Halb-) Luftschiffen ist der Bodeneffekt ein überhaupt nicht gewünschtes, weil die Struktur gefährdendes Phänomen, weshalb diese Fluggeräte gerne in Flughöhen ab eineinhalbfacher Rumpflänge betrieben werden. Dieses Beispiel dokumentiert auch, dass der Bodeneffekt nicht alleine von der Existenz irgendwelcher Tragflächen abhängig ist, sondern dass ein beliebig geformter Rumpf eines Fluggerätes zum Bodeneffekt beiträgt.
Das Bodeneffektluftkissenfahrzeug:
Kombinierte Fahrzeuge aus Luftkissenfahrzeug und Bodeneffektfahrzeug werden z. B. von einem Hersteller in den USA unter der geschützten Bezeichnung „Hoverwing“ hergestellt und beruhen auf der konstruktiven Idee, aus den sehr verbrauchsintensiven Luftkissenfahrzeugen ökonomisch sinnvoller zu betreibende Geräte zu machen, was die Betriebskosten deutlich senken und für alle Anwender die möglichen Reichweiten von Luftkissenfahrzeuge signifikant erhöhen würde. Außerdem könnten wirklich große Bodeneffektluftkissenfahrzeuge überall (auch an Land) starten, landen und betrieben werden.
Mit einem reinen Bodeneffektfahrzeug, wie einem der großen Ekranoplans, ist das Landen und Starten an Land auf Grund gewaltiger Start- und Landestrecken nicht möglich, ohne die derzeit existierenden Start- und Landebahnen der Landflugplätze deutlich auszubauen. Abgesehen davon, dass bei wirklich großen Bodeneffektfahrzeugen neben der Start- und Landebahnproblematik auch das teure Problem eines Fahrwerk gelöst werden müsste.